Baujuwele: Historische Rundreise

Der 300. Geburtstag von Maria Theresia prägte den diesjährigen Tag des Denkmals. Das heurige Motto war: „Heimat großer Töchter“. Im Burgenland konnten 24 Gebäude mit historischer Bedeutung besichtigt werden.

Beim Tag des Denkmals am Sonntag konnten unter dem Motto „Heimat großer Töchter“ im ganzen Land denkmalgeschützte Objekte - wie Burgen, Schlösser, Ruinen und Kirchen - bei freiem Eintritt besichtigt werden. Es gab auch ein grenzüberschreitendes Angebot - gemäß dem Motto konnte man sich in Bratislava und Sopron auf die Spuren Kaiserin Maria Theresias begeben.

Haus Dellacher und Friedhofskirche

Unter den 24 Gebäuden, die im Burgenland besichtigt werden konnten, waren auch das Haus Dellacher von Raimund Abraham in Oberwart und die mittelalterliche Friedhofskirche in Oberschützen.

Das Haus Dellacher in Oberwart ist eines der wichtigsten Gebäude moderner Architektur im Burgenland. Gebaut wurde es in den 1960er-Jahren und es ist ein Frühwerk des international bekannten Architekten Raimund Abraham.

Engagierter Eigentümer rettete Prachtvilla

Das Haus war lange Zeit unbewohnt. Vor zwei Jahren hat es Architekt Johannes Handler gekauft und in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt renoviert. Angelina Pöttschner vom Bundesdenkmalamt erinnert sich: „Es war viele Jahre ein Sorgenkind. Das Dach war undicht. Dadurch war die Substanz schon in ihrem Bestand gefährdet. Dass wir jetzt hier eigentlich vor einer Prachtvilla der späten 60er-Jahre stehen können und uns so in einem gepflegten Ambiente bewegen können, verdanken wir nur einem sehr engagierten, ambitionierten Eigentümer.“

Wie zu Lebzeiten des Bauherrn

Das Haus präsentiert sich heute innen und außen nahezu wie zu Lebzeiten des Bauherrn Max Dellacher. Das war dem neuen Besitzer Johannes Handler auch wichtig: „Es war schon erstaunlich, in einem Haus aus den 60er-Jahren so eine gute Qualität vorzufinden. Wir haben ergänzt, was notwendig war - wie fehlende Lampen - oder die mobile Einrichtung. Alles immobile und eingebaute haben wir so belassen, weil es ja auch der Logik des Hauses entspricht und weil es die Formen von Kreis, Quadrat und Rechteck ja auch immer wieder aufnimmt. Es wäre also gar nicht verbesserungswürdig gewesen“, so der Eigentümer Johannes Handler.

Haus Dellacher Oberschützenm, Friedhofskirche Oberschützen

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„Das Wohnen ist auf den Punkt gebracht - es ist nicht zu viel, es ist nicht zu wenig“, so Handler. Der Architekt lebt zwar mit seiner Familie im Haus Dellacher, trotzdem öffnet er sein Haus - ein richtungsweisendes Denkmal moderner Architektur - immer wieder gerne für Besucher.

Oberschützen: Mauerreste aus dem 9. Jahrhundert

Wenige Kilometer von Oberwart entfernt konnte am Tag des Denkmals ein ganz anderes Baudenkmal besucht werden: die mittelalterliche Friedhofskirche in Oberschützen. Das Baudenkmal wurde umfangreich renoviert. Dabei wurden unter der Kirche aus dem 13. Jahrhundert Mauerreste aus dem neunten Jahrhundert gefunden.

Bindeglied für burgenländische Kunstgeschichte

Die Fresken waren von vielen Schichten übertüncht und wurden nur durch Zufall bei Bauerhebungen entdeckt. Restaurator Jörg Riedel betont: „Wenn man bedenkt, dass das Burgenland nicht sehr reich ist, an mittelalterlichen Malereien, sind wir um jeden Befund dankbar. Oberschützen stellt ein sehr wichtiges Beispiel und Bindeglied für die burgenländische Kunstgeschichte dar.“

Haus Dellacher Oberschützenm, Friedhofskirche Oberschützen

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Alltägliches neu entdecken

Herbert Klotz aus Oberschützen kennt die Kirche schon lange: „Ich kenne die Kirche wirklich von Kindesbeinen an, bin mit meiner Großmutter hierher gekommen. Wenn dann die Sonne untergegangen ist, habe ich mir immer gedacht, da oben ist wohl der Himmel.“ Sigrid Friedl-Neubauer aus Oberschützen interessiert sich generell für die Geschichte von Oberschützen: „Es ist eine spezielle Geschichte und ich bin verwundert, dass es so eine frühmittelalterliche Kirche hier gibt.“

Auch das war beim Tag des Denkmals möglich: Gebäude, an denen man tagtäglich vorbei geht, als richtige Baujuwele entdecken.

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