A4-Hauptangeklagter: „Bin Autohändler“

Im Prozess um das A4-Flüchtlingsdrama haben am Donnerstag in Kecskemet beide Hauptangeklagten zunächst die Aussage verweigert. In ersten Einvernahmen gaben sie zumindest an, mit Schlepperfahrten nichts zu tun zu haben. „Ich bin Autohändler“, so der Afghane.

Der zweite Prozesstag begann mit wesentlich weniger Medieninteresse. Das Beweisverfahren wurde mit der Einvernahme des mutmaßlichen Bandenbosses, dem 30-jährigen Afghanen, eröffnet. Er sorgte auch diesmal für Aufsehen, da er in einem T-Shirt mit dem afghanischen Wappen vor Gericht erschien. Er wurde in Handschellen und mit Fußfesseln von einem vermummten Justizbeamten vorgeführt.

Die Dolmetscherin vom Mittwoch - der der Afghane Inkompetenz vorgeworfen hatte, wurde ausgetauscht. Die Übersetzung des neuen Dolmetschers akzeptierte der Angeklagte. Der Richter begann mit der Einvernahme des Hauptverdächtigen, der sich jedoch nicht geständig zeigte. Der Afghane sagte, dass er erst dann aussagen wolle, wenn alle anderen Mitangeklagten einvernommen worden seien. Außerdem meinte er, dass er mit dem Erstickungstod der 71 Flüchtlinge nichts zu tun habe, da er nur Autohändler sei. Der vorsitzende Richter verlas dann das Protokoll seiner früheren Einvernahmen.

Prozess Schlepper

ORF/Hausmann-Farkas

Am zweiten Prozesstag herrschte weniger Medieninteresse

Prozess

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Der 30-jährige Afghane erschien in einem Shirt mit dem afghanischen Wappen

Aussagen belasten den Hauptangeklagten

Der zweite Hauptangeklagte, der 30-jährige Bulgare, wurde dann in den Gerichtssaal geführt. Auch er zeigte sich nicht geständig und sagte, dass gewisse Aussagen nicht richtig protokolliert worden seien. Der Richter verlas danach weitere Aussagen des Bulgaren, die auch den anderen Hauptangeklagten belasten. So sagte der Zweitangeklagte über den mutmaßlichen Bandenboss: „Er wurde zu gierig."Die Vernehmung der beiden Hauptangeklagten wird am Donnerstagnachmittag fortgesetzt.

Bei dem Prozess in Kecskemet sind insgesamt elf Männer angeklagt. Zehn von ihnen stehen vor Gericht, ein weiterer ist noch auf der Flucht. Der vorsitzende Richter Janos Jadi setzte bereits weitere Prozesstermine fest. Neben Freitag und dem 29. und 30. Juni, finden am 5. und 6. Juli sowie am 22., 23. und 24. August Verhandlungen statt.

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