Hochhaus-Brand: Verbesserungsbedarf im Bgld.

Bei der Feuerkatastrophe in London sind mindestens 17 Menschen ums Leben gekommen, die Zahl könnte noch drastisch steigen. Das Feuer hatte sich rasch auf das Hochhaus ausgebreitet. Bei den Hochhäusern im Burgenland gebe es teilweise Verbesserungsbedarf, meint ein Experte.

Als Martin Mittnecker vom Landesfeuerwehrkommando Burgenland die Bilder aus London sah, dachte er sofort, dass es ein Problem mit der Fassade gebe, dass vermutlich Materialien verwendet wurden, die man „in Österreich nicht verwenden dürfte“.

Weitere Gründe für die rasche Ausbreitung des Brandes könnten Mängel im Bereich der Installationsschächte und bei den Feuerschutzabschlüssen im Bereich der einzelnen Wohnungen gewesen sein, vermutet der Brandschutzexperte im Interview mit dem ORF Burgenland.

Strenge Bauvorschriften in Österreich

„Soetwas darf aufgrund der heute gültigen Vorschriften nicht passieren“, so Mittnecker. In Österreich gibt es strenge Bauvorschriften. „Natürlich sind die Vorschriften immer nur so gut, wie die Ausführung ist“, gibt der Experte dabei zu bedenken.

Es komme immer darauf an, um was für ein Hochhaus es sich handelt. „Wenn zum Beispiel ein Hotel in dem Hochhaus ist, dann ist auch die Gewerbebehörde zuständig. Dann gibt es immer wieder Kontrollen, das ist im Gesetz so vorgesehen. Wenn es zum Beispiel, wie in London, ein Wohnhochhaus ist, dann wird das in der Regel durch private Sachverständige kontrolliert und das war’s dann“, so Mittnecker.

Lage im Burgenland

Im Burgenland gibt es fünf Hochhäuser, in Eisenstadt, in Mattersburg, in Oberwart, Siegendorf und Parndorf. In Eisenstadt, Mattersburg und Oberwart handelt es sich um Wohnhochhäuser, die in den 1970er-Jahren errichtet wurden. „Die Hochhäuser wurden nach den damaligen Standards errichtet. Die Vorschriftenlage ist mittlerweile eine andere. Sie wurde verschärft, weil es in der Vergangenheit Fälle gegeben hat, wo man gemerkt hat, dass es zu wenig ist“, so Mittnecker.

Im Siegendorfer Hochhaus sind Büros untergebracht, in Parndorf ein Hotel. Es sind moderne Bauten - „da passt alles“, sagt Mittnecker.

Verbesserungsbedarf bei Wohnhochhäusern

Bei Wohnhochhäusern sei keine wiederkehrende Überprüfung oder eine Anpassung an den modernen Stand der Technik vorgesehen, das könne mitunter zum Problem werden, meint der Brandschutzexperte. Doch die Dämmmaterialen, die bei den burgenländischen Hochhäusern verwendet wurden, seien in Ordung, meint Mittnecker. Bei den Wohnhochhäusern in Eisenstadt, Mattersburg und Oberwart sieht Mittnecker allerdings Verbesserungsbedarf.

Verhalten im Brandfall

Wenn das Stiegenhaus im Brandfall frei ist, sei es am vernünftigsten, das Haus über diesen Weg zu verlassen. Schwierig wird es bei starker Rauchentwicklung. „Ein gesunder Mensch kann ungefähr 15 Meter durch einen verrauchten Bereich kommen, alles, was darüber ist, ist sicher nicht zu schaffen“, erläutert Mittnecker. Doch wenn die Vorschriften eingehalten wurden, sollte es in der Anfangsphase nicht dazu kommen. Wenn bereits viel Rauch vorhanden ist, sei es am sichersten in der Wohnung zu verbleiben.

Für jedes Haus - egal ob Hochhaus oder Einfamilienhaus - gilt: Mauern zum Nachbarn und Türen zum Gang müssen Feuerwiderstand haben. „Somit kann ich für gewisse Zeit sicher in der Wohnung bleiben. Und somit ist auch die Brandausbreitung von einer Wohnung, die vielleicht brennt, auf die anderen Wohnungen entsprechend eingeschränkt“, so Mittnecker.