Wine, Trump und „Brexit“ am Stammtisch

Die Wahl in Großbritannien ist auch großes Thema der englischen Community im Nordburgenland. Einige von ihnen treffen einander regelmäßig beim Stammtisch und sprechen bei wine über „Brexit“ bis Trump.

Knapp über 200 Amerikaner und rund 100 Briten haben ihr neues Zuhause im Burgenland gefunden. Beim regelmäßigen Stammtisch der englischen Community im Nordburgenland wird über alle Themen gesprochen: das Burgenland, die Familie, aber auch über das politische Geschehen in der alten Heimat Amerika beziehungsweise Großbritannien.

Hitze ist nichts für die Schottin

Kathleen Oberroither aus Neusiedl am See ist gebürtige Schottin und organisiert die Stammtischrunde. Sie hat bereits mit 16 Jahren ihren heutigen Mann bei einer internationalen Schulkonferenz kennengelernt und ist 1996 mit ihm ins Burgenland gezogen. Während sie sich mit dem Land und den Menschen sehr schnell angefreundet hat, hatte sie mit der Sprache anfangs noch sehr zu kämpfen: „Ich habe gar kein Wort Deutsch gesprochen und das war sehr schwierig am Anfang. Ich habe in Wien einen Deutschkurs für Ausländer besucht. Dann hat es viele Jahre gedauert, bis ich mich getraut habe, Deutsch zu sprechen.“ Mittlerweile fühlt sich Kathleen Oberroither schon wie eine richtige Burgenländerin. Lediglich die Hitze macht der Schottin noch etwas zu schaffen.

Englischer Stammtisch Heuriger

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Theodore Snydal, Paul Kingsbury und Stammtisch-Organisatorin Kathleen Oberroither

„Beachy feeling“ und entspannte Menschen

Theodore Snydal aus Kalifornien ist neu in der Runde. Er lebt jetzt in Neusiedl am See. Ihm kann es hier gar nicht heiß genug sein: "Wir Kalifornier finden, das ist das Kalifornien von Österreich. Nicht nur, weil es einen See gibt und es ein bisschen „beachy feeling" ist, auch wegen der Menschen, weil die Menschen das Leben ein bisschen entspannter sehen.“ Als Germanistikstudent in den 90er-Jahren ist Theodore Snydal einfach neugierig gewesen und wollte die deutschsprachige Kultur kennenlernen. Als Draufgabe gab es dann auch noch den guten burgenländischen Wein, wie er sagt.

Als Au-pair nach Neusiedl am See

Britin Sarah Aumüller ist ins Burgenland gekommen, weil sie damals nach der Schule Auslandserfahrungen sammeln wollte: „Ich war in der Schule und wusste nicht, was ich als nächstes machen wollte. Und irgendwie ist ein Brief in die Schule gekommen mit ‚Au-pair gesucht‘. Ich habe darauf geantwortet und bin dann in Neusiedl gelandet.“ Sarah Aumüller gefällt es am Abend beim Stammtisch mal nur Englisch zu sprechen, denn da müsse man nicht so viel nachdenken, so die Britin.

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Theodore Snydal, Paul Kingsbury, Kathleen Oberroither, John David Saunderson, Sarah Aumüller bei ihrer Stammtischrunde

Rust, der hügelige Süden und das Bier

Auch John David Saunderson aus Nordirland macht es glücklich, einen Abend mal nur Englisch zu sprechen. Sein Deutsch hält sich auch nach über zehn Jahren in Breitenbrunn in Grenzen. „Das erste Wort, das ich gelernt habe im Burgenland war ‚genau‘. Mit diesem Wort kannst du eine komplette Konversation führen“, erzählte der Nordire. Vor allem Rust ist ihm ans Herz gewachsen, auch der hügelige Süden und das heimische Bier - nur eines macht ihn stutzig: „Das Bier ist hier sehr gut, was ich aber nicht gewusst habe ist, dass es beim Heurigen kein Bier gibt. Das ist ärgerlich.“

Kalifornische „Beach Boys“ im Burgenland

Lebensgefühl wie daheim gibt es auch im Burgenland für die kalifornischen „Beach Boys“ Theodore Snydal und Paul Kingsbury - sie haben ihre Heimat im Burgenland wiedergefunden. „Hier hast du die Weinberge und den See und es ist eine offene Freiheit und vielleicht spricht das meinen amerikanischen Geist irgendwie an“, meinte Paul Kingsbury.

Keine Freude mit dem „Neuen“ im Weißen Haus

Die britisch-amerikanische Runde schätzt ihr neues Leben im Burgenland sehr, dennoch ist die Verbindung zur alten Heimat immer da. Vor allem die politischen Ereignisse, wie zum Beispiel der „Brexit“ als auch der „Neue“, wie sie ihn nennen, im Weißen Haus sind immer wieder Gesprächsthemen bei der Stammtischrunde. „Ich finde das schrecklich, wie er mein Land vertritt, so gehört sich das nicht und so ein Ton gehört sich nicht. Mit den ältesten freien Demokratien auf der Welt so umzugehen gehört sich nicht“, sagte Theodore Snydal.

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Die passende Kulisse für den englischsprachigen Stammtisch bietet der Neusiedler See

Kritischer Blick auf Großbritannien

Auch der „Brexit“, also der Ausstieg von Großbritannien aus der EU liegt den zwei Britinnen im Magen. Bei dem Interview vor den Wahlen in Großbritannien meinte Sarah Aumüller: „Ich befürchte, dass es einfach so passieren wird, wie es passiert. Ich versuche, mir nicht so viele Gedanken zu machen. Die Zukunft kommt und wir werden das Beste daraus machen.“

„Burgenland first“

Die Gelassenheit liefert wohl auch die Naturkulisse des Neusiedlersees. Die Zugereisten beschreiben das als den „Seewinkel-Blick“. Die Devise am Stammtisch lautet „Burgenland first“. „Jetzt wohne ich in Österreich, habe eine wunderschöne österreichische Frau und habe somit meinen Kindheitstraum erfüllt“, erzählte Paul Kingsbury. Er hat bereits in der Highschool bei einem Klassenausflug nach Österreich gesagt: „Hier will ich mal leben!“ und sein „amerikanischer Traum“ wurde in Neusiedl am See wahr.