Osterei von 1907 gefunden

Nur noch wenige Frauen beherrschen die Kunst des Eierkratzens. Eine Familie in Sankt Michael (Bezirk Güssing) hat nun das vielleicht älteste gekratzte Osterei gefunden, das noch erhalten ist. Es stammt aus dem Jahr 1907.

Familie Krammer aus Sankt Michael hat die faszinierende Entdeckung des vielleicht ältesten gekratzten Ostereis gemacht, das noch erhalten ist. Jedes Jahr zu Ostern trifft sich die ganze Familie bei Ingrid Krammer und versammelt sich um das besondere Ei. Seit dem Fund des Ostereis vor zwei Jahren hat es seinen Ehrenplatz am Familientisch.

Osterei 1907 Sankt Michael ältestes gekratztes Ei

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Jedes Jahr zu Ostern versammelt sich die Familie rund um das besondere Ei

Ein Ei mit viel Geschichte

Die Entdeckung ist für die Großfamilie etwas ganz Besonderes. „Das Ei feiert heuer zu Ostern seinen 110. Geburtstag. Ich hab das Ei 2014 im Zuge einer Haushaltsauflösung im Haus meiner verstorbenen Schwiegereltern gefunden. Es fasziniert mich sehr, dass dieses Ei zwei Weltkriege überlebt hat“, erzählt Ingrid Krammer.

Osterei 1907 Sankt Michael ältestes gekratztes Ei

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Auf dem schwarzen Ei ist die Jahreszahl 1907 eingekratzt

Das gekratzte Osterei ist Agnes Wagner gewidmet, der Urgroßmutter von Frau Krammers Kindern. Vermutlich ist es ein Geschenk von den Paten gewesen. Die haben sich auch auf dem Ei verewigt. „Oma Agnes hat das Ei 1907 geschenkt bekommen. Sie ist 1899 geboren, war damals also gerade acht Jahre alt. Für sie war es wahrscheinlich auch sehr kostbar, sonst hätte man es sicher aufgeschlagen und gegessen in einer kinderreichen Familie“, so Ingrid Krammer.

Osterei 1907 Sankt Michael ältestes gekratztes Ei

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Anna Stipsits mit ihrem ersten selbstgekratzten Ei

Schwarze Farbe mit zarten Blumen

Ingrid Krammer und ihre Schwester haben das Ei auch der ältesten Eierkratzerin von Stinatz gezeigt. Anna Stipsits, die Großmutter des bekannten Kabarettisten Thomas Stipsits, war voller Bewunderung für den historischen Fund: „Die Kratzerei war früher viel zarter. Heute machen sie schon große und grobe Muster drauf. Das sind noch uralte Muster, von den Blumen her.“

Die beiden Schwestern erfuhren von Anna Stipsits auch, warum das Ei schwarz ist: „Wenn jemand in der Familie gestorben ist, dann haben sie ein schwarzes Ei gemacht, sonst normal rot.“ Zum Abschied zeigte Frau Stipsits ihrem Besuch ihr erstes gekratztes Ei. Das ist bald 70 Jahre alt. Weil es ihr zu wenig schön ist, will sie es eigentlich nicht aus der Hand geben, außer vielleicht ihrem Enkel Thomas Stipsits. Er möchte es gerne haben.