Flüchtlinge: Hilfe auch nach 18. Geburtstag

Kinder, die ohne Eltern nach Österreich geflüchtet sind und volljährig werden, stehen vor einer ungewissen Zukunft. Bis zum 18. Geburtstag sind sie versorgt, problematisch wird es danach. Hilfe bieten SOS Kinderdorf und Diakonie.

Im Burgenland sind die meisten minderjährigen Flüchtlinge in speziellen Einrichtungen untergebracht. In den insgesamt sechs Häusern werden im Auftrag der Jugendwohlfahrt die Pflege und Erziehung der Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr übernommen. „Unsere Betreuer sind sehr nett, sie lernen jeden Tag mit uns. Und das ist sehr schön“, sagt etwa der 15-jährige Najimullan Bayat aus Afghanistan.

Mit dem Erreichen der Volljährigkeit werden die jungen Flüchtlinge dann aber einem Erwachsenenquartier zugewiesen oder sie dürfen sich eine eigene Wohnung nehmen. Mit rund 320 Euro im Monat müssen die elternlosen Flüchtlinge für Wohnung und Lebensunterhalt aufkommen. Viele haben zu diesem Zeitpunkt noch keinen Schulabschluss, bedauert Markus Balogh. Er ist für die Betreuung von 15 Jugendlichen in Pinkafeld verantwortlich. Das Haus ist eines von sechs Häusern im Burgenland für „Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“, kurz „UMF“.

Minderjährige Flüchtlinge in Pinkafeld

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15 Jugendliche werden in Pinkafeld betreut und versorgt

„Ganz essentiell ist einfach die Bildung bei den Kindern und Jugendlichen. Da geht es um den Spracherwerb, aber auch um den Pflichtschulabschluss oder weiterführende Bildung. Wir wünschen uns nicht - und das ist auch nicht die Linie des SOS Kinderdorf - dass Betreuungen mit 18 Jahren einfach abgebrochen werden, dass es dann ganz einen klaren Schnitt gibt. Sondern für uns ist wichtig, die Kinder gut in die Selbständigkeit zu entlassen, weil nur so können sie auch nachher gut ein eigenständiges Leben leben“, so Balogh.

Angst vor dem Ausziehen

Einer dieser jungen Menschen ist Ali Reza aus Afghanistan. Er hat vor Kurzem seinen 18. Geburstag gefeiert. Bis jetzt hat er in der Wohngemeinschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge des SOS Kinderdorfes in Pinkafeld gelebt. Er ist der erste Zögling des Pinkafelder UMF-Hauses, der jetzt volljährig ist. Trotz seiner seiner guten schulischen Leistungen und der sportlichen Erfolge in der österreichische Ringerunion muss er ausziehen.

Davor hat der 18-Jährige Angst. „Es ist für mich sehr schwer, dass ich auf einmal diese WG verlassen soll, wo ich in diesem Haus sehr viel gelernt habe. Ich habe auch viele Freunde hier. Daher habe ich Angst, dass ich ausziehen soll“, so Ali Reza.

Minderjährige Flüchtlinge in Pinkafeld

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Ali Reza ist als Ringer erfolgreich

Betreuer wünschen sich Übergangsfristen

Seine Betreuer vom SOS Kinderdorf wünschen sich Übergangsfristen, bis die Jugendlichen einen fertigen Schulabschluss haben. „Er ist der erste, der 18 wird. Wir begleiten ihn auch selbstverständlich weiter. Und wir hoffen, dass wir auch in Zukunft eine sinnvolle Lösung für die Jugendlichen finden. Besonders für die, die noch keinen Schulabschluss haben, die in einer Maßnahme sind, dass sie das sinnvoll beenden dürfen“, erklärt Marek Zeliska vom SOS-Kinderdorf Pinkafeld.

Diakonie als Ansprechpartner

Ali Reza macht noch heuer in der Volkshochschule Oberwart seinen Pflichtschulabschluss. Einige seiner Schulkollegen sind schon in Oberwart in Wohnungen untergebracht. Der Flüchtlingsdienst der Diakonie bietet ihnen zusätzlich Hilfe und Ansprache.

„Die 18-Jährigen, die zu uns kommen, verbringen meistens den Tag in einer Bildungseinrichtung und kommen zu uns in die Sozialberatung. Sie sind von uns gut aufgefangen und werden so gut es geht betreut“, Petra Weisz von der Diakonie Flüchtlingsdienst.

Minderjährige Flüchtlinge in Pinkafeld

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Auch die Diakonie ist Ansprechpartner für die jungen Menschen

Daneben hat die Diakonie noch kleinere Wohneinheiten geschaffen, die die jungen Flüchtlinge für eine erschwingliche Miete bekommen können. So soll der Start in ein Leben ohne Familie ein wenig leichter fallen.

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