„Schlaue Box“ für autistische Kinder

Autistische Kinder brauchen klare Strukturen und feste Abläufe. Die Eisenstädterin Petra Ott hat gemeinsam mit ihrem autistischen Sohn eine Box entwickelt, die genau auf diese Bedürfnisse abzielt und den Alltag leichter macht.

Jedes Kind ist anders. Jedes Kind hat unterschiedliche Bedürfnisse. Ganz besonders gilt das für autistische Kinder, die Symptome und Verhaltensauffälligkeiten können ganz unterschiedlich ausfallen.

Eisenstädterin Petra Ott entwickelt Box für Autisten "Schlaue Box"

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Unerwartete Ereignisse sind für Autisten ein Problem

Erst in der Schule aufgefallen

Fabian ist 14 Jahre alt und hat das Asperger-Syndrom, eine milde Form von Autismus. Das hat man erst relativ spät erkannt, erklärt seine Mutter, die Eisenstädterin Petra Ott. „Wir haben die ersten sechs Jahre ganz normal verbracht und auf einmal konnte er einige Dinge viel besser als andere Kinder. Er war früh sauber. Puzzle mit 200 Teilen waren für ihn schon sehr früh überhaupt kein Problem“, so die Mutter.

Erste Probleme bei Schuleintritt

Die ersten Probleme seien dann mit Schuleintritt entstanden. Noch heute hat Fabian Schwierigkeiten bei der Kommunikation und kann nicht mit der Hand schreiben. Seine Hausübungen macht er am Laptop. Andererseits kann sich Fabian sehr intensiv auf ein Thema konzentrieren. Seit längerem dreht sich für ihn alles um Medizin, er will Arzt werden. Ein großes Problem ist für ihn der Umgang mit unerwarteten Ereignissen. Vor einigen Jahren hat seine Mutter mit Fabian genau deshalb begonnen die „Schlaue Box“ zu entwickeln.

„Schlaue Box“ visualisiert Tagesablauf

Die „Schlaue Box“ beinhaltet eine Art Tagestafel. Mit unterschiedlichsten Kärtchen wird der Tagesablauf dargestellt um damit visuell eine Struktur zu schaffen.

Eisenstädterin Petra Ott entwickelt Box für Autisten "Schlaue Box"

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Der Tagesablauf wird strukturiert und visualisiert

„Auf der einen Seite gibt man die Uhrzeit an, wann welche Tätigkeit stattfindet - Zähneputzen, Mittagessen, Hausübung machen, ein Geburtstagsfest, ein Ausflug oder Arztbesuch“, so Ott. Auf der anderen Seite hat das Kind die Möglichkeit, selbständig abzuhaken, was schon erledigt wurde, oder vorbei ist. „Es sieht eine Uhrzeit, wann es was machen muss, und wird so möglichst selbständig gehalten. Es hat eine Struktur, einen Rahmen und es passiert nichts unvorhergesehenes für das Kind“, erklärt die Mutter.

Fabian: „Damit geht es mir jetzt besser“

Dem 14-jährigen Buben hilft die „Schlaue Box“ im Alltag: „Ich habe mir schwer getan, denn ich habe einen geregelten Ablauf gebraucht. So habe ich geschafft das zu lernen, so, dass es mir jetzt besser geht. Aber das schafft nicht jeder. Und mit dieser Box will ich denen helfen.“

Eisenstädterin Petra Ott entwickelt Box für Autisten "Schlaue Box"

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Fabian kann nicht mit der Hand schreiben, er erledigt Übungen am Laptop

Spezielle Betreuung in der Schule

Fabian besucht die vierte Klasse Gymnasium in Eisenstadt. Einen extra auf ihn abgestimmten Unterricht gibt es nicht. Unterstützung bekommt er aber von Pädagogin Brigitte Jirschik, seiner Betreuerin: „Wenn er sich nicht mehr konzentrieren konnte, heute ist da kaum mehr der Fall, habe ich dann für ihn mitgeschrieben. Oder wenn es ihm zu viel geworden ist, dann bin ich mit ihm hinaus gegangen, wenn er nervös geworden ist und nicht mehr ruhig sitzen konnte. Aber momentan ist es so, dass er mich eigentlich nicht mehr braucht.“

Unternehmensgründung durch Crowdfunding

Die „Schlaue Box“ wird über Crowdfunding finanziert und soll im Sommer für Schulen, aber auch für Eltern autistischer Kinder erhältlich sein. Einige Anfragen aus Deutschland und der Schweiz gibt es jedenfalls schon.

Eisenstädterin Petra Ott entwickelt Box für Autisten "Schlaue Box"

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Petra Ott will die „Schlaue Box“ durch Crowdfunding finanzieren

Schulpsychologin begrüßt die Idee

Burgenlands leitende Schulpsychologin Elfriede Jud begrüßt jegliche Unterstützung, da es einerseits wichtig ist Kindern mit Autismus so gut es geht im Unterricht zu integrieren, andererseits die Fälle jährlich steigen. Im Burgenland besuchen derzeit etwa 50 Kinder mit Autismus den Regelunterricht. Diese Zahlen steigen, sagt Elfriede Jud, Schulpsychologin im Landesschulrat. Denn bis vor wenigen Jahren war kaum bekannt, dass es so viele Formen von Autismus gibt, sagt Jud: „Dadurch, dass das Bewusstsein und die Diagnose besser sind, haben wir mehr Diagnosen. Fachleute gehen von einer Unterdiagnostizierung aus. Wir haben noch immer nicht alle erfasst.“

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Klassenvorstand und Lehrer sind gefordert, Integration zu fördern

Vorbereitung zukünftiger Pädagogen

Bereits im Rahmen der Grundausbildung an der PH Burgenland werden Pädagoginnen und Pädagogen auf die Herausforderungen mit Autisten im Unterricht vorbereitet. Zusätzlich gibt es laufende Fortbildungen. „Die zukünftigen Pädagoginnen und Pädagogen kommen mit mehr Grundgerüst in die Praxis. Da aber die Kinder so unterschiedlich sind, muss man die Pädagoginnen und Pädagogen auch begleiten. Die Box ist eine Strukturierungshilfe und das ist ganz, ganz wichtig“, sagte Elfriede Jud, Schulpsychologin und Landesreferentin im Landesschulrat Burgenland.

Asperger-Syndrom ist die häufigste Form des Autismus. Menschen mit Asperger haben soziale Schwächen, sind sehr unruhig und unkonzentriert, können kaum mit ihren Emotionen umgehen oder sich in einem Team anpassen. Andererseits haben sie ein beachtliches Erinnerungsvermögen, oft auch fotografisches Gedächtnis und eine perfektionistische Arbeitsweise.

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