Bankomaten: Gemeinden müssen zahlen

Geldautomaten im ländlichen Raum sind meist ein Verlustgeschäft für Banken. Aus diesem Grund müssen Gemeinden - zumindest teilweise - dafür zahlen. Nur wenige leisten sich das aber. Ein Beispiel ist Sigleß.

Wer soll die Kosten eines Bankomaten bezahlen? Die Banken, meint Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer. Denn die hätten auch einen Versorgungsauftrag. Er sehe nicht ein, dass Bankomaten auf Steuerkosten bezahlt werden müssen - mehr dazu Banken hinterließen Lücke.

Sigleß setzt auf Sozialgefüge

Ein Beispiel für eine Gemeinde, die für den Bankomaten zahlen muss, ist Sigleß (Bezirk Mattersburg). Den Bankomaten gibt es seit eineinhalb Jahren, gleich gegenüber von der früheren Raiffeisen-Filiale. Sie hat vor drei Jahren zugesperrt. Der neue Bankomat ist beim Gemeindeamt angesiedelt und wurde auch auf Betreiben der Gemeinde installiert.

„Man merkt auch, dass im Dorfleben einiges fehlt, da gehört auch eine Bank dazu. Dann hat es ein Poststerben gegeben, dann ein Kaufhäusersterben, Wirtshäuser, Heurigen. Und wir sind bestrebt, dass das Sozialgefüge durch einen Bankomaten sehr wichtig ist in einer Ortschaft“, so Josef Kutrovatz, der Bürgermeister von Sigleß (SPÖ).

Bankomat in Sigleß

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Der Bankomat soll das Sozialgefüge der Gemeinde stärken

Bankomat als Service am Bürger

Für die Sigleßer ist der Bankomat ein Service am Bürger. „Ich zahle viel mit Bargeld und nicht mit Kreditkarte. Ich habe immer Bargeld eingesteckt, das ist das Wichtigste für mich“, sagt etwa Martin Reichart.

Gerade in kleinen Dörfern brauchen viele Menschen noch Bargeld, etwa beim Dorfgreissler. „Ohne Bargeld können die Leute bei mir nicht bezahlen. Ich hoffe, dass der Bankomat ewig bleibt, solange es mich gibt“, sagt Greisslerin Livia Magyar.

Raiffeisen und Gemeinden teilen sich Abrechnung

Etwa 230 Bankomaten gibt es im ganzen Burgenland - viele werden von Raiffeisen betrieben, so auch der Bankomat in Sigleß. „Der Wunsch der Bevölkerung, auch der Bürgermeister, der Kommunalpolitiker, nach einem gewissen Maß an Infrastruktur, das verstehen wir. Und da gibt es Beispiele, wo sich Bankomaten gerade noch rechnen, dort bleiben wir selbstverständlich. Und dann gibt es Beispiele, wo sich die Bankomaten nicht rechnen, aber wir teilen uns den Verlust mit der Gemeinde. Es gibt eine Abrechnung am Jahresende - was kostet der Bankomat, was bleibt übrig als Abgang - und das wird geteilt zwischen Raiffeisen und der Gemeinde“, erklärt Rudolf Könighofer, Generaldirektor der Raiffeisen Landesbank.

Bankomat in Sigleß

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Im Vorjahr kostete dieser Bankomat die Gemeinde Sigleß fast 5.000 Euro

4.700 Euro im Vorjahr

Die Bankomatkosten liegen für die Raiffeisenkasse und die Gemeinde Sigleß bei 11.000 Euro pro Jahr. Und die Kosten werden geteilt. Je mehr Abhebungen sind, desto weniger zahlt die Gemeinde", so der Bürgermeister. Im Vorjahr hat Sigleß 4.700 Euro für den Bankomat in der Gemeinde gezahlt.