Schüsse von Schattendorf als Warnung für heute

Mit einer Kranzniederlegung am Grab des vor 90 Jahren bei den Schüssen von Schattendorf getöteten sechsjährigen Josef Grössing ist am Montag der dramatischen Ereignisse gedacht worden. Die Redner warnten vor Hass und Intoleranz.

Am 30. Jänner 1927 hatten Frontkämpfer das Feuer auf Mitglieder des Schutzbundes eröffnet. Die Schüsse töteten den Schutzbündler und Kriegsinvaliden Matthias Csmarits aus Klingenbach und den erst sechsjährigen Schattendorfer Josef Grössing - mehr dazu in 90 Jahre Schüsse von Schattendorf. Grössing war der Großonkel des ehemaligen Ministers Josef Ostermayer.

Kranzniederlegung am Grab von Josef Grössing

ORF

Gedenkveranstaltung am Grab von Josef Grössing

Bürgermeister Lotter: Beginn des Scheiterns

Bei eisigen Temperaturen versammelten sich am Montagnachmittag zahlreiche Schattendorfer am Ortsfriedhof um dieser Ereignisse zu gedenken. „Die Schüsse von Schattendorf stehen in der burgenländischen und österreichischen Geschichte für den Beginn des Scheiterns eines erst jungen Demokratisierungsprozesses in der ersten Republik sowie eines Staates, an den dazumals wenige geglaubt haben“, sagte der Schattendorfer Bürgermeister Johann Lotter (SPÖ) gleich zu Beginn des Festaktes.

Illedits: „Zu unsäglichem Hass kumuliert“

Landtagspräsident Christian Illedits (SPÖ) ging anschließend auf die Folgen der Schüsse von Schattendorf ein - den Brand des Justizpalastes nach dem Freispruch der Schützen bis hin zum Bürgerkrieg 1934. Dieses nationale Ereignis historischen Ausmaßes habe in Schattendorf seinen traurigen Ursprung genommen. „Es ist zurückzuführen auf eine Ideologie, die sich gepaart mit Intoleranz zu unsäglichem Hass kumulierte“, sagte Illedits.

Duzdar: Mehr als ein symbolischer Ort

Die Geschichte sei ein moralischer Auftrag für unsere demokratische Gesellschaft, erklärte Staatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ): „Schattendorf ist mehr als ein symbolischer Ort für uns als Sozialdemokratinnen und niemand kann ernsthaft den Anspruch stellen, man könne aus der Geschichte austreten oder die Vergangenheit ohne Konsequenzen ausblenden.“

Gedenkfeier in Klingenbach

ORF/Andreas Herbst

Kranzniederlegung in Klingenbach

Brandstetter: Mit Hass ist kein Staat zu machen

Justizminister Wolfgang Brandstetter baute ebenfalls eine Brücke von 1927 zu 2017. „In den Ereignissen von damals manifestiert sich etwas, womit wir auch heute immer wieder konfrontiert werden: Hass, blindwütiger Hass auf Andersdenkende und mit Hass ist kein Staat zu machen.“ Nach der Kranzniederlegung in Schattendorf folgte noch eine weitere in Klingenbach - am Grab des Klingenbachers Matthias Csmarits.