Nach Studium ins Ausland: Ärzte sollen zahlen

Im Burgenland, Wien und Kärnten protestieren am Mittwoch die Hausärzte gegen die geplante Gesundheitsreform. Landesrat Norbert Darabos (SPÖ) kann die Kritik der Ärzte nicht verstehen. Er will hingegen Mediziner, die in Österreich ausgebildet wurden und im Ausland arbeiten wollen, zur Kasse bitten.

Im Burgenland geht in den kommenden Jahren rund ein Drittel der Hausärzte in Pension. Es droht ein akuter Ärztemangel, vor allem in den ländlichen Regionen. Derzeit können zum Beispiel zwei Stellen in Großpetersdorf (Bezirk Oberwart) und Jennersdorf mangels Bewerber nicht besetzt werden.

Medizinaufnahmetest soll gestrichen werden

Bei einem runden Tisch in Eisenstadt diskutierten Gesundheitsexperten, Vertreter des Ministeriums und der politischen Parteien über mögliche Lösungen. Gesundheitslandesrat Darabos plädiert für einen freien Zugang zum Medizinstudium, der Aufnahmetest soll ersatzlos gestrichen werden.

Sein zweiter Vorschlag: Mediziner, die in Österreich ausgebildet wurden und dann sofort ins Ausland abwandern, weil sie dort mehr verdienen, sollen zur Kasse gebeten werden. „Ich bin der Meinung, dass man da steuernd eingreifen sollte, dass man den Menschen sagt: Wenn sie die Qualifikation in Österreich erwerben, müssen sie auch in Österreich arbeiten oder sie müssen die Kosten für die Ausbildung zurückzahlen“, so Darabos.

Darabos kann Protest nicht nachvollziehen

Ob diese Vorschläge durchsetzbar sind, ist offen. Aufseiten des Gesundheitsministeriums gebe es erhebliche Widerstände, so Darabos. Dass die Ärzte am Mittwoch unter anderem gegen die Schaffung von Primären Versorgungszentren protestieren, kann Darabos nicht nachvollziehen.

„Da geht es darum, dass sich mehrere Ärzte in zentralen Räumen zusammenschließen und dafür sorgen, dass die Bevölkerung auch in der Nacht versorgt wird. Wir haben ein Projekt in Oberwart, das ist perfekt angelaufen, das nennt sich Akutordination“, so der Landesrat. Auch das sei eine Maßnahme gegen den Ärztemangel.

ÖVP: Stipendien für Ärzte

Die Volkspartei Burgenland kann sich für Ärzte etwas Ähnliches wie Ausbildungsverträge in der Wirtschaft vorstellen. Das Land könne etwa Stipendien vergeben. An diese Stipendien wäre dann etwa die Verpflichtung verknüpft, im Burgenland fünf oder mehr Jahre als Arzt zu arbeiten. Pro Jahr sollen 20 Stipendien für Jungärzte seitens des Landes ausgeschrieben werden, schlägt Gesundheitssprecher Georg Rosner vor. Man müsse den Standort Burgenland für Ärzte so attraktiv machen, dass sie im Land bleiben, so die ÖVP.

Auch LBL will „Ausbildungsentschädigung“

Manfred Kölly, Chef des Bündnis Liste Burgenland (LBL), meint, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen von Landesrat Darabos „ein erster Schritt in die richtige Richtung“ seien. Er schlägt vor, dass sich Ärzte, die im Burgenland ihre Ausbildung machen, dazu verpflichten, dass sie nach Beendigung ihrer Ausbildung mindestens fünf Jahre hier arbeiten müssen. Auch er schlägt eine „Ausbildungsentschädigung“ vor, wenn die Vereinbarung nicht eingehalten wird.

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