Prozess: Angeklagter hat Gedächtnislücken

Nach einem Streit unter Asylwerbern im Südburgenland stand am Donnerstag ein 29-jähriger Iraker in Eisenstadt wegen Mordversuchs vor Gericht. Er soll einen 26-Jährigen mit einem Messer schwer verletzt haben. Der Angeklagte wollte sich nicht daran erinnern, der Prozess wurde vertagt.

Er habe sein Opfer mit dem Messer nicht verletzten, sondern ihm nur Angst einjagen wollen, der 26-Jährige sei wie ein Bruder für ihn - das sagte der 29-jährige angeklagte Iraker am Donnerstag vor Gericht immer wieder aus. Eine Darstellung, die ihm die Staatsanwältin so nicht glauben wollte. Sie warf ihm versuchten Mord, Nötigung und Körperverletzung vor.

Streit eskalierte

Am 10. Mai kam es in in Deutsch Tschantschendorf im Bezirk Güssing zu einem Streit zwischen den beiden Männern. Sie hatten in einem Waldstück in der Nähe der Asylunterkunft gegrillt, getrunken und schließlich zu streiten begonnen. Auf dem Rückweg zur Asylunterkunft eskalierte die Situation. Laut Staatsanwältin hatte der Angeklagte dann ein Messer aus seinem Zimmer geholt und bedrohten den 26-jährigen mit dem Umbringen. Dieser sei dann in ein Zimmer geflüchtet und habe die Tür zugesperrt.

Angeklagter vor Gericht

ORF

Der 29-jährige Iraker vor Gericht

Lebensgefährlich verletzt

Daraufhin habe der Angeklagte an der Tür getrommelt und gesagt, er werde sich an der Frau des 26-jährigen vergehen, die in einem anderen Haus im Ort wohnte. Diese Drohung habe das Opfer dazu gebracht, aufzusperren. Es sei zu einem Gerangel gekommen und der Angeklagte habe dem 26-Jährigen das Messer mit der etwa 20 Zentimeter langen Klinge in die Schulter gerammt und ihn lebensgefährlich verletzt.

Sandale nachgeworfen

Der Angeklagte sagte dagegen aus, der 26-Jährige sei hinter ihm hergegangen, habe ihn beschimpft und mit einer Sandale nach ihm geworfen - was im arabischen Raum als schwere Demütigung gilt. Daraufhin habe er aus seinem Zimmer ein Messer geholt, um dem 26-Jährigen Angst einzujagen. Doch der dieser sei weiter auf ihn losgegangen, habe ihn in sein Zimmer gedrängt und mit dem Kopf gegen einen Tisch geschlagen. An mehr könne er sich nicht erinnern. Der Angeklagte entschuldigte sich aber am Donnerstag vor Gericht beim Opfer.

Persönlichkeitsstörung festgestellt

Laut Gutachtern war der Angeklagte zum Tatzeitpunkt zwar alkoholisiert, aber zurechnungsfähig gewesen. Doch der 29-Jährige habe eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung und neige zu Aggressionen gegen sich und gegen andere. Der 29-Jährige brauche eine Therapie. Der Sachverständige empfahl daher die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Das entspricht auch dem Antrag der Staatsanwaltschaft.

Urteil gab es am Donnerstag keines, der Prozess wird am 13. Dezember fortgesetzt.