Güssing: Modellregion vor dem Aus

Vor vier Jahren hat Arnold Schwarzenegger bei einem Besuch die mittlerweile legendären Worte gesprochen: „Die Welt muss Güssing werden“. Davon ist heute keine Rede mehr, im Gegenteil. Wie es mit dem Biomassezentrum weitergeht, ist völlig ungewiss.

Mit der Biomasseanlage steht und fällt die Biomasseforschung in Güssing. Hier wird aus Holz jenes Gas gewonnen, mit dem die Forscher arbeiten. Das Kraftwerk erzeugt aber auch Strom und Wärme. Noch, denn die Ökostromförderung läuft aus und das macht die Anlage unwirtschaftlich. Eigentümer ist Michael Dichand, Sohn des legendären Zeitungsherausgebers.

Was Michael Dichand mit dem Kraftwerk vorhabe, wisse in Güssing derzeit niemand. Ein Mitarbeiter von Dichand sagte zu ORF Reporter Norbert Lehner, dass die Anlage höchstwahrscheinlich mit Ende Dezember des Jahres abgeschaltet werde - es gäbe jedoch noch mit dem Land Gespräche, um genau das zu verhindern.

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Die Biomasseanlage in Güssing steht vor dem Aus

Schwer wirtschaftlich zu arbeiten

Errichtet wurde das Kraftwerk von der Firma REPOTEC. Der Anlagenbauer ist mit sechs Mitarbeitern zahlungsunfähig geworden und durchläuft derzeit ein Sanierungsverfahren. Grund für die Insolvenz: Zahlungsausfälle nach Kraftwerksbauten in Deutschland und Frankreich. Im Inland ist für einen Biomasseanlagenbauer kein Geschäft zu machen.

„Wichtige gesetzliche Grundlagen, wie zum Beispiel das Ökostromgesetz, wurden über die Jahre sukzessive soweit verschlechtert, dass eigentlich wirtschaftlich erfolgreiche Projekte hier gar nicht mehr möglich sind“, so der Geschäftsführer von REPOTEC Christian Aichernig.

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Koch setzt auf Biogas in Strem

Koch setzt auf Biogas in Strem

Jener Mann, der das Biomassezentrum aufgebaut hat, wanderte aus Güssing ab. Reinhard Koch mietete sich mit seinem Büro im alten Zollhaus in Strem ein. Seine neues Basis ist die Biogasanlage in Strem, wo pflanzliche Rohstoffe wie Gras, Mais und Klee in Energie umgewandelt werden. Solche Anlagen haben viel Potential, glaubt Koch. Er setzt weiter auf Forschung.

„Ein Projekt haben wir vorige Woche ins Leben gerufen - gemeinsam mit der TU Wien und weiteren Wirtschaftspartnern. Wir wollen drei Jahre lang hier das Biogas auf Erdgasqualität aufreinigen und es zum Tanken der Bevölkerung zur Verfügung stellen“, so Reinhard Koch.

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Die Zukunft der Ökoforschung in Güssing ist noch offen

Zukunft noch offen

Den Niedergang des Biomassezentrums in Güssing beobachtet er genau. „Leider ist es dann passiert, das viele Firmen in verschiedene Hände gekommen sind und diese Zusammenarbeit war dann nicht mehr gegeben, ohne ein wirkliches Team hat man es schwer und ich weiß nicht, wie es weitergeht“, sagte Koch. Kann die Ökoforschung in Güssing neu belebt werden - eine Frage, die sich derzeit viele stellen und auf die es noch keine Antwort gibt.

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