Gedenkfeier für Roma in Auschwitz

Der Europäische Roma-Holocaust-Gedenktag im August soll an die verfolgten, deportierten und ermordeten Roma und Sinti erinnern. Er fand heuer vor dem Hintergrund von Terroranschlägen in Europa statt.

Wenn man den Begriff Holocaust hört, denkt man zuerst an den NS-Völkermord an den Juden. Doch auch fast eine halbe Million Roma und Sinti wurden von den Nazis verfolgt, deportiert und in Konzentrationslagern ermordet. Daran erinnert der Europäische Roma-Holocaust-Gedenktag im August.

Roma Sinti Gedenkfeier Auschwitz

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„Auschwitz, das ist die Hauptstadt von der Wöt“

„Auschwitz, das ist die Hauptstadt von der Wöt“, sagt ein KZ-Überlebender aus Oberwart in den Geschichten des Autors Peter Wagner. So über alle Maßen groß und furchtbar war das, was er hier gesehen hatte. Als das sogenannte Zigeunerlager im August 1944 aufgelöst wurde, war er bereits woanders, sonst hätte er nicht überlebt.

Roma Sinti Gedenkfeier Auschwitz

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Zwangsarbeit oder Vergasung

„Man hat jene Personen, die man für arbeitsfähig gehalten hat aussortiert, selektiert und auf Fußmärschen zu anderen Konzentrationslagern getrieben, als Zwangsarbeiter. Die verbliebenen knapp 3.000 Roma hat man hier in der Nacht von 2. auf 3. August sämtlich vergast“, so der Historiker und Leiter des Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes Gerhard Baumgartner. Aus diesem Grund hat das Europäische Parlament den 2. August zum Roma-Holocaust-Gedenktag erklärt.

Roma Sinti Gedenkfeier Auschwitz

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„Immerwährendes Gedenken aufrechterhalten“

Der neue Obmann des Kulturvereins Österreichischer Roma Christian Klippl ist zum ersten Mal in seiner neuen Funktion in Auschwitz dabei. „Ich kann nur empfehlen, das hier anzusehen, was hier vor vielen Jahren passiert ist“, so Klippl. Andreas Sarközi, Geschäftsführer des Kulturvereins Österreichischer Roma ist sich bewusst: „Ich glaube das sind wir auch unserer Vater- und Großmuttergeneration schuldig, das immerwährende Gedenken aufrechtzuerhalten.“

„Die Grausamkeiten in ihrer Gesamtheit zu begreifen ist schlicht nicht möglich. Was sehr wohl in unserer Macht steht, ist das Gedenken. Es ist die Verpflichtung der Gesellschaft, nicht zu vergessen“, sagte der burgenländische Landtagspräsident Christian Illedits in seiner Rede. Er nahm erstmals an der Gedenkfeier in Auschwitz teil.

Landtagspräsident Christian Illedits

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Roma Sinti Gedenkfeier Auschwitz

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„Gesellschaftlichen Konflikte bergen Gefahr“

Der Vertreter der deutschen Sinti und Roma Romani Rose warnt vor dem Hintergrund von Radikalisierung und Terror davor, das Europa erneut in den Abgrund gerissen werden könnte. Nationalistische und populistische Bewegungen würden dies zum Anlass nehmen, die Spaltung Europas voranzutreiben: „Für uns Sinti und Roma bergen diese, sich verschärfenden gesellschaftlichen Konflikte eine große Gefahr. Denn Antidemokratische Strömungen brauchen Feindbilder, um die Ängste von Menschen für ihre politischen Zwecke auszubeuten. Dabei fällt Minderheiten stets die Rolle des Sündenbocks zu.“ Demokratie und Menschenrechte müssten immer wieder aufs Neue erkämpft werden, so Rose.

Roma Sinti Gedenkfeier Auschwitz

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Und so kommen sie zahlreich Jahr für Jahr, aus Polen, Deutschland, Österreich und vielen anderen Ländern, um hier zu gedenken und die Sinne zu schärfen, für den Widerstand gegen Rassismus und Terrorismus.