Mordfall Potzneusiedl: Neuer Prozesstermin

Der Prozess wegen Mordes an einer 57-Jährigen in Potzneusiedl (Bezirk Neusiedl am See) findet am 1. September statt. Vor knapp einem Monat hätte der Fall in Eisenstadt vor Gericht landen sollen. Der Prozess wurde allerdings aufgrund einer schweren Erkrankung des Hauptangeklagten kurzfristig abberaumt.

Angeklagt sind der 53-jährige Ex-Freund der Toten sowie seine damalige neue Freundin, ebenfalls 53. Die Leiche der 57-jährigen Frau war im September des Vorjahres in ihrem Schlafzimmer gefunden worden. Sie starb durch einen Messerstich in die Brust und mehrere wuchtige Schläge mit einem Stahlrohr. Einen Tag nach der Auffindung der Leiche wurden der Mann und seine Freundin festgenommen. Über beide wurde die Untersuchungshaft verhängt.

Die Anklage wirft dem Mann Mord und außerdem schweren Raub vor, weil er vom Tatort Geld und eine Kamera weggenommen haben soll. Der Frau wird Beitragstäterschaft beim Mord sowie Hehlerei zur Last gelegt.

Mehrere Termine anberaumt

Ab 1. September seien eine Reihe von Verhandlungen vorgesehen, sagte Gerichtspräsident Karl Mitterhöfer zur APA. Die Erkrankung des Angeklagten wird nun bei der Termingestaltung berücksichtigt. Laut Mitterhöfer wird es mehrere Termine geben. „Aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes des Hauptangeklagten ist es nicht möglich, ganztägig zu verhandeln, weshalb nun mehrere Termine geplant sind, an denen jeweils nur für ein paar Stunden verhandelt wird“, so Mitterhöfer.

Angeklagter „unheilbar krank“

Der Mordprozess hätte bereits am 28. und 29. Juni stattfinden sollen. Eine Woche zuvor wurde dieser allerdings aufgrund der Erkrankung des Hauptangeklagten auf unbestimmte Zeit verschoben. Ihr Mandant sei „unheilbar krank“, sagte seine Anwältin Astrid Wagner. „Er ist in einem erschütternden Zustand“, erklärte die Rechtsvertreterin. Es sei nicht davon auszugehen, dass der Mann, der die Vorwürfe vehement bestreitet, verhandlungsfähig sei. Zudem müsse er noch einmal operiert werden. Wagner wird einen Antrag auf Haftuntauglichkeit und Verhandlungsunfähigkeit stellen.

Opfer mittels GPS ausgekundschaftet

Der Hauptbeschuldigte soll sein Opfer mittels GPS-Gerät ausgekundschaftet haben. Der Tracker, der von der Zweitangeklagten laut Staatsanwaltschaft eigentlich für die Überwachung ihres lebhaften Hundes gekauft worden ist, nahm der 53-Jährige an sich, platzierte ihn im Auto der Ex-Freundin, um ihren Tagesablauf mitzuverfolgen.

Tatort Potzneusiedl

ORF

In diesem Haus kam es zu der Bluttat

So konnte er vermutlich auch unauffällig die Tatwaffen - ein Messer und ein Stahlrohr - im Haus platzieren, als die Ex nicht zu Hause war. Die Zweitangeklagte dürfte davon nichts mitbekommen haben.

Wie aus der Anklage zu entnehmen ist, hatte der Mann in der Nacht der Tat am 6. September 2015 die App dazu um 21.26 Uhr und um 2.06 Uhr abgefragt und festgestellt, dass sich das Opfer nach einem Abend mit ihren Freundinnen wieder zu Hause befand. Er weckte daraufhin seine Freundin mit den Worten: „Heute muss das über die Bühne gehen!“

Geldprobleme als Motiv

Der mit 350.000 Euro verschuldete Hauptangeklagte soll des öfteren geäußert haben, seine Ex-Freundin wegen Streitigkeiten zum Verkauf ihres Hauses umbringen zu wollen - auch der Zweitangeklagten gegenüber. Schlussendlich ließ sich der 53-Jährige laut Anklage von seiner Freundin zum Haus der 57-Jährigen in Potzneusiedl führen. Mit seinem Schlüssel betrat er das Haus und dürfte im Gästezimmer auf seine Ex-Lebensgefährtin eingestochen haben. Obwohl diese bereits röchelnd auf dem Bett lag, soll der Angeklagte noch mit dem Stahlrohr sechs Mal auf den Kopf der Frau eingeschlagen haben.

Schlafzimmer verwüstet

Um den Verdacht auf einen anderen Täter zu lenken, verwüstete er laut Staatsanwaltschaft das Schlafzimmer und platzierte den toten Körper so, als wäre die Frau einem Sexualdelikt zum Opfer gefallen. Danach entsorgte er mit Hilfe der Freundin die Tatwaffen sowie den GPS-Tracker und wusch seine Kleidung in der Waschmaschine, wie es in der Anklage heißt.

Am nächsten Tag fuhr er in der Früh zum Haus des Opfers. Er informierte über Notruf die Polizei, dass er die Leiche seiner Ex-Lebensgefährtin gerade entdeckt habe - mehr dazu in Frau in Potzneusiedl erstochen.

DNA-Spuren sichergestellt

Während sich die Zweitangeklagte geständig zeigte, leugnet der 53-Jährige jegliche Anschuldigungen, obwohl zahlreiche DNA-Spuren des Mannes am Körper der Frau, an ihrem Nachthemd und in ihrem Auto gefunden wurden. Die 53-jährige Beschuldigte machte sich zudem Kalendereinträge über die Informationen zur Tat, die ihr der Angeklagte gegeben haben soll.