Umjubelter Start für den „Liebestrank“

Nach einer komplett verregneten Tosca-Premiere im Vorjahr, startete Donizettis „Liebestrank“ am Mittwochabend im St. Margarethener Römersteinbruch bei perfektem Festspiel-Wetter.

Auch wenn der Publikumsandrang heuer nicht so groß war, weil wegen der Passionsspiele auf der kleineren Ruffini-Bühne im Steinbruch gespielt wurde: Die Promi-Dichte war, wie jedes Jahr in St. Margarethen, gegeben.

Ruffini-Bühne im Römersteinbruch St. Margarethen

Armin Bardel

Die kleinere Ruffini-Bühne im Römersteinbruch

Viel Betrieb in der VIP-Lounge

Im Open-Air Foyer für die Normalsterblichen konnte man sich angenehem bewegen, auch wenn die fallweise überforderte Gastronomie an der Getränkeausgabe dann doch Warteschlangen produzierte. In der Opern-Lounge für die Prominenz aber war es wie immer dicht gedrängt. Viele Stammgäste delektierten sich hier an den Hors d´Oeuvres, so auch der Sänger Waterloo. Er sei mit ganz anderen Erwartungen hergekommen. Was er hier gehört und gesehen habe, sei ganz große Klasse gewesen. Er liebe diese jungen Opernsänger, so Waterloo.

Der unermüdliche Harald Serafin fand wieder einmal alles wunderbar. Es habe ihm ausgezeichnet gefallen. Diese jungen Stimmen seien Leben und grandios. Der Tenor sei herrlich, man habe um jeden Angst und würde ihn streicheln wollen, so Serafin.

Wunderschöne Aufführung im Steinbruch

Serafins Streicheleinheiten scheinen geholfen zu haben. Das junge Liebestrank-Ensemble hat seine Sache gut gemacht, das fand auch die opernerfahrene PR-Lady Elisabeth Himmler-Hirnigel. Die Oper, die sie auch sehr schätze und mindestens 99 Mal an verschiedenen Opernhäusern gehört habe, sei wunderbar. Man liebe die Musik und die Aufführung im Steinbruch sei wunderschön, so Himmler-Hirnigel.

Die zauberhafte Amra Bergmann hat die Liebestrank-Premiere genützt, um alte Bekannte wieder zu treffen. Sie hat im Vorjahr das spektakuläre Bühnenbild zu Puccinis Tosca gemacht. Die allgemeine Begeisterung hielt am Ende doch einige Besucherinnen und Besucher nicht davon ab, noch vor dem Schlussapplaus panikartig zum Ausgang zu streben. Ensemble und Produktionsteam der Oper im Steinbruch hätten sich mehr Respekt verdient.

Kritik zum „Liebestrank“

Gespielt wird Gaetano Donizettis „Liebestrank“ heuer, wegen der Passionsspiele, auf der kleineren Ruffini-Bühne. Regisseur Philipp Himmelmann verlegt die Handlung in ein Dorf der Fünfzigerjahre und gibt dem Publikum damit einiges zum Nachdenken auf. ORF-Burgenland-Kulturredakteurin Eva Hillinger war bei der Premiere im Römersteinbruch dabei.

Die Handlung um die selbstbewusste Adina und ihren schmachtenden Liebhaber Nemorino dreht sich auf dem Plattenteller eines überdimensionalen Wurlitzers. In diese Pettycoat-Idylle bricht der Quacksalber Dulcamara ein, um seinen Liebestrank feilzubieten. Warum er es verkleidet als Hippie-Guru aus einem mit Hanfpflanzen gekrönten Tourbus tut, bleibt rätselaft. Ebenso wie der Auftritt von Nemorinos Nebenbuhler Belcore mit einer Entourage, die an maschinengewehrbewaffnete GIs aus dem Vietnamkrieg gemahnt. Vielleicht hat das Ensemble sich gestern Abend auch noch nicht ganz mit dieser Unstimmigkeit abgefunden. Es dauerte jedenfalls bis zum zweiten Duett zwischen Elena Sancho-Pereg als Adina und Tamàs Tarjànyi als Nemorino, bis der Funke übersprang.

Dem ungarischen Tenor war seine Nervosität anzumerken. Er musste nämlich für den eigentlich für den Premierenabend besetzten aber kurzfristig erkrankten Antonio Poli einspringen. Elena Sancho-Pereg begeisterte jedenfalls mit quirliger Bühnenpräsenz und einem geschmeidigen, mühelos geführten strahlenden Sopran.

Höhepunkte des St. Margarethener Liebestranks sind auch die Szenen mit Uwe Schenker-Primus als hinreißend komischem und stimmgewaltigem Dulcamara. Auch wenn er von einer Live-Kamera begleitet fernab der Bühne durch die Publikumsreihen singt, wirkt das mühelos und punktgenau. Das mag zum einen auch der perfekt funktionierenden Technik und zum anderen der sorgfältigen musikalischen Leitung von Karsten Januschke geschuldet sein.

Alles in Allem, und wenn man es mit der Schlüssigkeit des Regiekonzepts nicht zu genau nimmt, bietet die Oper im Steinbruch einen bunten und kurzweiligen Musiktheaterabend mit Melodien, die ins Ohr und manchmal auch zu Herzen gehen.

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