Wein-Rettung: Rauch gegen Frost

Die eiskalten Nächte sorgten in der Landwirtschaft für Millionenschäden. Betroffen sind Obst, Gemüse und Weingärten. Winzer versuchen Schäden mit Hilfe von rauchenden Strohballen zu verhindern.

Über Purbach (Bezirk Eisenstadt Umgebung) und auch über Deutschkreutz (Bezirk Oberpullendorf) lagen Freitagfrüh dicke Rauchschwaden. Die Winzer greifen auf eine alt bewährte Methode zurück - rauchende Strohballen. So wurden etwa in Deutschkreutz mehr als 120 Ballen in sämtliche Rieden gebracht und in den frühen Morgenstunden angezündet.

Auch in Purbach dominierte in vielen Rieden der Rauch. Bis zu 25 Winzer waren in der Nacht und in den Morgenstunden unterwegs, um das Stroh am Rauchen zu halten. Seit Jahrhunderten versuchen die Weinbauern ihre Reben mit Feuer und Rauch gegen den Frost zu schützen. In Purbach griff man am Freitagfrüh das erste Mal seit ungefähr 60 Jahren auf diese Methode zurück.

Deutschkreutz: Tiefe Lagen geschädigt

„Wir versuchen nicht, das Stroh abzubrennen, sondern Rauch zu erzeugen. Bei den ersten Sonnenstrahlen entsteht Verdunstungskälte. Und um das zu brechen, werden die Schwaden über die Reben gelegt. Und dadurch haben wir den Schutz“, so Winzer Albert Gesellmann in Deutschkreutz.

Es sei gelungen, 60 bis 70 Prozent der Reben zu schützen, einzelne Stöcke und Rieden in tieferen Lagen seien allerdings vom Frost geschädigt worden, erklärt Gesellmann. Er sei mit einem blauen Auge davon gekommen, sagt auch Winzer Clemens Reisner aus Deutschkreutz, allerdings würden erst die kommenden Tage das gesamte Ausmaß des Schadens zeigen.

Frost im Weingarten

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Das komplette Ausmaß wird sich erst in den kommenden Tagen zeigen

Frost im Weingarten

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In tiefen Lagen ist der Schaden zum Teil enorm

„Kampf gegen Frost verloren“

Man habe in der Nacht den Kampf gegen den Frost verloren, berichtet Winzerin Silvia Heinrich aus Deutschkreutz. Betroffen seien nicht nur die tieferen Lagen und die frühreifenden Sorten. Der Schaden in ihren Weingärten sei enorm und noch nicht abschätzbar, so die Winzerin.

In der kommenden Nacht soll es im Burgenland milder werden. Die Frostgefahr scheint gebannt - eine gute Nachricht für die Purbacher Winzer, denn sie haben ihre gesamten Strohvorräte in der Nacht auf Freitag verbrannt.

Spargel, Obst, Wein

Neben dem Wein sind auch andere landwirtschaftliche Flächen von den frostigen Temperaturen geschädigt worden. Grünspargel aus dem Seewinkel ist ebenso betroffen wie Zuckermais und Obstkulturen - mehr dazu in Frostschäden im Obst- und Weinbau.

Hagelversicherung: 1.400 Meldungen in drei Tagen

Nach den ersten Erhebungen durch die Sachverständigen der Österreichischen Hagelversicherung rechnet die Hagelversicherung mit einem Gesamtschaden in der Landwirtschaft von deutlich über 200 Millionen Euro in ganz Österreich. Innerhalb der letzten 72 Stunden sind mehr als 1.400 Schadensmeldungen bei der Österreichischen Hagelversicherung eingegangen.

Auf einer Fläche von mehr als 50.000 Hektar sind insbesondere Wein-, Obst- und Ackerkulturen wie Kürbis, aber auch Spezialkulturen wie Christbäume und Spargel massiv geschädigt. Im Burgenland beziffert die Landwirtschaftskammer den Wertschöpfungsschaden, also den direkten Schaden und die Folgewirkungen, mit zirka 150 Millionen Euro.

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