St. Andrä mehrheitlich für Kloster

Nach einer viertägigen Bürgerbefragung hat sich St. Andrä mehrheitlich für den Bau eines orthodoxen Klosters am Ortsrand ausgesprochen. Allerdings ist das Ergebnis knapp ausgefallen. Die Befürworter hatten nur um 35 Stimmen mehr als die Gegner.

Manche Dorfbewohner nannten die Bürgerbefragung scherzhaft schon einen „Glaubenskrieg“. Am Montagabend ist dann die Entscheidung gefallen. Nach vier Wahltagen sprach sie die Mehrheit der Bevölkerung von St. Andrä (Bezirk Neusiedl) für das orthodoxe Kloster aus. 433 Bürger seien dafür, dass ein Grundstück am Ortsrand in Bauland umgewidmet werde, um darauf ein griechisch-orthodoxes Kloster zu errichten. 398 seien dagegen gewesen, sagte Bürgermeister Erich Goldenitsch (SPÖ).

Bürgerbefragung zu griechisch-orthodoxem Kloster in St. Andrä im Seewinkel

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Das heiße man habe ein demokratisches Ergebnis und man habe auch einen Auftrag an den Gemeinderat an dem Projekt weiter zu arbeiten. Man werde umgehend die Vertreter der orthodoxen Kirche mit dem Ergebnis konfrontieren und werde diese dann auch bitten an dem Projekt weiter zu arbeiten und das Projekt beschlussfertig im Gemeindeamt einzureichen, so Goldenitsch.

Umwidmung bereits im Juni möglich

Gehe nun alles nach Plan, wäre eine Umwidmung des Grundstücks, nach Einhaltung aller Fristen, im Juni möglich. Bleibt allerdings die Frage, ob die orthodoxe Kirche am Kloster-Vorhaben festhält. Der Metropolit von Austria, so der Titel des höchsten Vertreters der orthodoxen Kirche in Österreich, hatte von Anfang an erklärt, er wolle das Projekt nur umsetzen, wenn man auch willkommen sei.

Geplantes Kloster St. Andrä

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Geplantes Kloster St. Andrä

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Im Juni könnte das Grundstück am Ortsrand umgewidmet werden

Das weiß auch Andreas Sattler, Vizebürgermeister (ÖVP) von St. Andrä und Mitglied der eigens gegründeten und sehr aktiven Initiative „Freunde des Klosters“. Sie hatten Stimmung für das Kloster gemacht. Der Metropolit habe von Anfang an gesagt, dass er sich nur willkommen fühle, wenn er auch von der Bevölkerung die Zustimmung bekommen würde. Sei das Ergebnis dem Metropoliten zu wenig oder zu knapp, müsse man das akzeptieren, sagte Sattler.

Aufatmen im Eisenstädter Bischofshof

In Eisenstadt zeigte man sich am Dienstag erleichtert. Immerhin sei das Klosterprojekt in vielerlei Hinsicht historisch. Doch einige wenige hätten in den vergangenen Monaten, etwa mit Flugblättern, gezielt Falschinformationen gestreut und so für Verunsicherung gesorgt und Ängste geschürt, so der Sprecher der Diözese Dominik Orieschnig. So sei man nicht davor zurückgeschreckt, das Klosterthema mit dem Asylthema zu verknüpfen und Gerüchte zu streuen, dass auch Asylanten in diesem Kloster unterkommen sollen. Man habe bewusst mit den Ängsten von Menschen gespielt, so Orieschnig.

Wahr sei vielmehr, dass das Kloster nur Vorteile brächte. Viele Menschen, die im Burgenland arbeiten und aus dem Osten stammen, sind oft orthodoxe Christen; ganz abgesehen von der Kirchenpolitischen Dimension. Im Jahr 1054 habe sich die Kirche gespalten und seit diesem Zeitpunkt seien beide Kirchen in katholisch und orthodox geteilt. Heute würden sie sich wieder in einem Prozess der Annäherung zueinander befinden, so Orieschnig. Er gab zu bedenken, dass durch das Kloster Geld und Gäste in die Region kämen. So ein Kloster würde, soweit dies möglich sei, mit Firmen aus dem Burgenland gebaut werden, so Orieschnig.

Die wohl wichtigste Reaktion auf die Bürgerbefragung kam vom Projektbetreiber selbst, der Orthodoxen Kirche. Ihr Oberhaupt in Österreich, Metropolit Aresenios hatte gleich nach Bekanntwerden des Ergebnisses ein Dankesschreiben verfasst, in dem er sich über die Geste des Willkommens freute. Er nannte das geplante Kloster auch einen Ort der Versöhnung und des Brückenbauens.

Der Metropolit hat schon bald die Gelegenheit, sich persönlich bei den St. Andräern zu bedanken. Am kommenden Samstag findet am Zicksee, im Beisein von Bischof Ägidius Zsifkovits, eine Wasser-weihe, ein orthodoxes Segnungsritual statt.

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