Hofburg-Wahl: Hofer tritt für FPÖ an

Die FPÖ hat sich entschieden: Der Burgenländer Nobert Hofer wird für die Freiheitlichen bei der Bundespräsidentschaftswahl antreten. Zunächst galt Ursula Stenzel als FPÖ-Kandidatin, Hofer hatte zunächst eine Kandidatur abgelehnt.

Der 44-jährige, aus Pinkafeld stammende Hofer ließ sich nun doch dazu überreden, für die Freiheitlichen zu kandidieren. Parteichef Heinz-Christian Strache sprach am Donnerstag von einer „eindeutigen und einstimmigen Entscheidung“, die in der Partei „offen und breit diskutiert“ worden und „nach langer, reiflicher Überlegung“ gefallen sei - „und zwar gestern zu Mittag“.

FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer und Parteichef Heinz Christian Strache

APA/Hans Klaus Techt

Am Donnerstag präsentierte Heinz Christian Strache Norbert Hofer als Kandidat

Gewinnen als Ziel

Die Überredungskünste des FPÖ-Bundesparteivorstandes müssen Norbert Hofer beeindruckt haben. Noch im Dezember hatte er nämlich eine Kandidatur ausgeschlossen. Er könne sich kaum vorstellen, dass ihn wer überreden könne, er fühle sich mit 44 zu jung für eine Kandidatur, hatte Hofer damals in der ZiB2 gesagt. Nun kam es doch anders. Es sei nicht einfach gewesen, diese Entscheidung zu treffen.

„Man darf ja nicht vergessen, dass wir diesmal wirklich die Chance haben, in die Stichwahl zu kommen. Und von der Stichwahl aus ist alles möglich“, so Hofer. Und in die Stichwahl zu kommen und hier zu gewinnen sei das Ziel.

„Einstimmige Beschlüsse“ statt „Chaos“

Aber Hofer musste offenbar noch am Mittwoch überredet werden, sogar von Ursula Stenzel. Weil sie bis gestern Nachmittag in vielen Medien als Kandidatin gehandelt wurde und erst später von Hofer, war von einem Chaos innerhalb der FPÖ die Rede. Das stimme nicht, sagt FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Es habe einstimmige Beschlüsse gegeben.

„Nämlich den einstimmigen Beschluss ist auf Norbert Hofer, wenn er bereit ist, es zu machen und den einstimmigen Beschluss auf Ursula Stenzel, wenn sie bereit ist, es zu machen mit der klaren Reihung, Hofer zuerst zu fragen und dann Ursula Stenzel“, so Strache.

Ursula Stenzel, FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer und Parteichef Heinz Christian Strache

APA/Hans Klaus Techt

Ursula Stenzel, Norbert Hofer und Parteichef Heinz Christian Strache

Tschürtz: „Total richtige Kandidatur“

Für FPÖ-Burgenland-Obmann Johann Tschürtz ist es die „total richtige Kandidatur“, obwohl er am Mittwoch noch Stenzel als ideale Kandidatin bezeichnet hatte - mehr dazu in Hofburg: Stenzel oder doch Hofer FP-Kandidat?. Nun sei er zusätzlich froh, dass ein Burgenländer für die FPÖ kandidiere.

„Denn die positiven Postings und die positiven SMS, die ich jetzt bekomme, hören gar nicht auf. Das heißt, die Funktionäre sind wirklich begeistert. Sie setzen viel Vertrauen in den Norbert Hofer und der genießt auch viel Vertrauen. Und ich glaube, nach der langen Diskussion und nach der derzeitigen Situation ist das die total richtige Entscheidung. Und es freut mich natürlich ganz besonders, dass ein Burgenländer Präsidentschaftskandidat ist“, so Tschürtz.

Öffentlich wird man Hofer schon bald auch auf Plakaten sehen, die ebenfalls gleich präsentiert wurden: Mit dem Slogan „Flagge zeigen“, der auf seinem Plakat prangt, wird Hofer für sich werben - und will für Wahrheit, Freiheit, und Heimatliebe stehen.

Stenzel enthüllte Hofer-Plakat

Strache schüttete bei der Pressekonferenz jede Menge Spott und Hohn über die Medien aus, die sich aus seiner Sicht mit Spekulationen über die blaue Kandidatur im Vorfeld blamiert hätten. Seinen Auftritt versuchte er betont spannend zu gestalten. Gelüftet wurde das „Geheimnis“ des FPÖ-Kandidaten nach rund 15 Minuten Monolog schließlich durch die Enthüllung eines Hofer-Plakats - und zwar ausgerechnet durch Ex-ÖVP-Politikerin Stenzel, deren Antreten noch am Mittwoch als fix gegolten hatte.

13 von 40 Kandidaten jünger als 60

13 Kandidaten unter 60 Jahren haben sich vergeblich um die Hofburg bemüht. Die bisher jüngste Kandidatin war Gertraud Knoll 1998 mit 39 Jahren - um vier Jahre älter als erforderlich und die einzige Unter-40-Jährige. Heide Schmidt war bei ihrem ersten Antreten noch für die FPÖ im Jahr 1992 43 Jahre alt. Hofer ist 44 Jahre alt.

Hofer im Porträt

Hofer wurde am 2. März 1971 in Vorau geboren, er wuchs in Pinkafeld auf. Der vierfache Vater hat seinen Hauptwohnsitz immer noch im Südburgenland. Der gelernte Flugzeugtechniker - vor seiner politischen Laufbahn war Hofer Luftfahrttechniker bei Lauda Air - startete seine Karriere in der FPÖ vor 21 Jahren, als er Stadtparteiobmann in Eisenstadt wurde. 1996 stieg er zum Landesparteisekretär auf, seit 1997 war er Gemeinderat in Eisenstadt und seit 2000 Klubsekretär.

Nach der Spaltung der FPÖ 2005 und der folgenden Übernahme der Parteiführung durch Strache holte dieser den Burgenländer als stellvertretenden Bundesparteiobmann in sein Team. Im Jahr darauf zog Hofer in den Nationalrat ein - schon damals als Behindertensprecher.

Paragleitunfall im Jahr 2003

Im Sommer 2003 hatte sich der vierfache Vater bei einem Paragleitunfall in der Steiermark schwerste Verletzungen an der Wirbelsäule zugezogen. Nach dem Unfall blieben zunächst Lähmungserscheinungen zurück, die er in einer mehrmonatige Rehabilitation überwinden konnte. Geblieben sind leichte Schwierigkeiten beim Gehen. Im Februar 2004 kehrte er in die burgenländische Politik zurück. 2005 wurde er stellvertretender Bundesparteiobmann, seit 2006 ist Hofer Nationalratsabgeordneter und FPÖ-Behindertensprecher, seit Oktober 2013 Dritter Nationalratspräsident.

Norbert Hofer und Barbara Prammer

APA/Roland Schlager

Amtsantritt mit Barbara Prammer (SPÖ) und Karlheinz Kopf (ÖVP)

Hofer einer der Chefideologen

Hofer gilt zurückhaltend in der Diktion, wenngleich er in der Sache selbst die Linie klar mitträgt - so stellte er sich etwa gegen die Ausbezahlung von Pflegegeld an „Menschen, die sich erst seit Kurzem in unserem Land aufhalten“. Inhaltlich gilt Hofer jedenfalls als einer der Chefideologen der FPÖ. Die Neuerstellung des Parteiprogramms 2011 erfolgte unter seiner Verantwortung. Auch beim 2013 in vierter Auflage erschienenen „Handbuch freiheitlicher Politik“ war Hofer federführend tätig. Mit Ideen zum Amt des Bundespräsidenten hielt er sich bis jetzt zurück.

ÖVP-Steiner stellt Ernsthaftigkeit in Frage

ÖVP-Landesparteiobmann Thomas Steiner stellt die Ernsthaftigkeit der Kandidatur Norbert Hofers in Frage. Noch im Vorjahr hätte sich Hofer zu jung für das Amt gefühlt, jetzt gehe er doch ins Rennen. Hofer sei offenbar selbst nicht von seiner Kandidatur überzeugt, meint Steiner.

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