Flüchtlinge: Lage etwas entspannter

Nach dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise am Montag hat sich die Lage in der Nacht auf Dienstag ein wenig entspannt. Allerdings dürfte es einen neuen Andrang geben, nachdem in Ungarn ab sofort strengere Bestimmungen für Flüchtlinge gelten.

Am Montag kamen laut einem Vertreter des Einsatzstabes der Polizei insgesamt fast 20.000 Flüchtlinge im Burgenland an - mehr dazu in Flüchtlinge: Zustrom reißt nicht ab. In den Abendstunden ab 18.00 Uhr bis Mitternacht hätten dann noch bis zu 6.000 Personen von Ungarn aus die Grenze passiert, hieß es Dienstagfrüh.

Zu Fuß unterwegs

In der Nacht auf Dienstag sei allerdings kein besonders starker Zustrom zu verzeichnen gewesen, wie Einsatzkräfte berichteten. In Nickelsdorf befinden sich derzeit rund 2.500 Menschen, 3.000 sind in der näheren Umgebung in Notquartieren untergebracht. Allerdings kamen in den frühen Morgenstunden in Hegyeshalom erneut mehr als 1.000 Flüchtlinge an. Diese Menschen sind nun auf dem Weg nach Nickelsdorf. Sie dürften wieder zu Fuß in großen Gruppen unterwegs sein.

Nickelsdorf

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Die Lage in Nickelsdorf ist relativ entspannt

Nickelsdorf

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Die Menschen warten auf den Weitertransport

A4-Sperre aufgehoben

Die Sperre der Ostautobahn (A4) bei Nickelsdorf auf österreichischer Seite in Richtung Ungarn ist seit etwa 6.30 Uhr aufgehoben. Die Grenze kann wieder passiert werden. Derzeit staut es sich Richtung Ungarn noch auf einer Länge von vier Kilometern, der Stau löst sich aber nach und nach auf. In Richtung Österreich bleibt der Grenzübergang auf der A4 gesperrt. Ebenfalls weiterhin gesperrt ist der Grenzübergang auf der B10 - mehr dazu in Nickelsdorf: A4 war gesperrt.

A4-Sperre

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Die A4 war für mehrere Stunden gesperrt

Erschöpft und entkräftet

In der Nacht konnten 5.500 Menschen in Notquartieren im Burgenland, aber auch in Wien und Niederösterreich untergebracht werden. Zahlreiche Flüchtlinge mussten allerdings die Nacht unter freiem Himmel in Nickelsdorf verbringen. Viele sind erschöpft, entkräftet und zum Teil leicht verletzt. Medizinische Notfälle habe es nicht gegeben, so die Einsatzkräfte. Gesucht werden weiterhin Unterkünfte im Burgenland - mehr dazu in Caritas sucht Notquartiere.

Flüchtlinge in Nickelsdorf

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Insgesamt wurden 5.500 Menschen in Notquartieren untergebracht

Konzentration auf Nickelsdorf

Wann und ob sich die Situation in Nickelsdorf entspannt, steht derzeit nicht fest. Denn nach wie vor trudeln die Informationen der ungarischen Behörden sehr spärlich im Burgenland ein. Mit wie vielen Menschen noch zu rechnen ist, stehe nicht fest, sagte Polizeisprecher Helmut Marban.

„Seit Mitternacht ist die Grenze zu Serbien dicht, das heißt, wir erwarten, dass keine neuen Flüchtlinge hereinströmen. Aber es sind noch einige tausend vor der Schließung natürlich unterwegs, die auf jeden Fall den Weg hierher suchen werden. Wie viele das sind, da gehen die Prognosen und die Schätzungen weit auseinander, um eine seriöse Aussage dazu treffen zu können. Aber einige tausend werden es auf jeden Fall sein“, so Marban.

Behörden rechnen mit Verschärfung

Die österreichischen Behörden rechnen ab Dienstag jedenfalls mit einer möglichen Verschärfung der Situation angesichts der strengeren Bestimmungen für Flüchtlinge, die um Mitternacht in Ungarn in Kraft traten. Illegaler Grenzübertritt gilt in Ungarn nunmehr als Straftat.

Flüchtlinge in Nickelsdorf

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Die Menschen verbrachten die Nacht zum Teil unter freiem Himmel

Gespanntes Warten an der Grenze

Jedenfalls ist an beiden Grenzübertrittsstellen ein gespanntes Warten spürbar. Inzwischen sei inoffiziell durchgedrungen, dass die ungarischen Behörden die Flüchtlinge offenbar nach Nickelsdorf bringen, sagte Tobias Mindler vom Roten Kreuz.

„Ich habe gehört, dass Ungarn zugesagt hat, dass es bessere Kooperation gibt und dass die meisten Flüchtlinge mehr über Nickelsdorf anstatt über Heiligenkreuz kanalisiert werden“, so Mindler. Somit habe man in Nickelsdorf mit „eher größeren Zahlen“ von Flüchtlingen zu rechnen, das Südburgenland werde entlastet.

Bundesheer errichtete Zelte

Am Montagabend trafen im Raum Nickelsdorf 70 Bundesheersoldaten ein, die das Militärkommando Wien entsandt hatte. In der Nacht errichteten sie im Bereich des Nova-Rock-Geländes 179 Zelte, die je bis zu sechs oder bis zu zwölf Personen Platz boten. Die Zelte wurden von der Katastrophenhilfe und dem Roten Kreuz zur Verfügung gestellt - mehr dazu in Bundesheer: Burgenland Haupteinsatzgebiet.

Relativ ruhige Nacht in Heiligenkreuz

In Heiligenkreuz im Südburgenland waren am Montag rund 4.000 Flüchtlinge über die Grenze gekommen. Die Nacht auf Dienstag war hingegen sehr ruhig, nur einige hundert Menschen trafen ein. Das Bundesheer stellte in der Nacht noch 28 Zelte mit Feldbetten auf. 250 Plätze stehen damit zur Verfügung.

Das Rote Kreuz und freiwillige Helfer versorgen die Menschen mit heißem Tee, Essen und Decken. Die Flüchtlinge wollen alle weiterreisen. Einige Busse stehen seit den Morgenstunden bereit, um sie in Übergangsquartiere zu bringen.

Neuerlicher Zustrom wird erwartet

Nach der ruhigen Nacht auf Dienstag rechnen die Einsatzkräfte allerdings mit einem neuerlichen Zustrom. In der Früh kamen die ersten Busse mit Flüchtlingen jenseits der Grenze in Ungarn an. Die Menschen gehen von dort aus zu Fuß über die Grenze.

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