Hilfsorganisationen stoßen an Grenzen
Tausende Menschen trafen am Sonntag und Montag in Nickelsdorf ein. Laut Polizei könnten am Montag weitere 20.000 dazukommen. 5.000 Flüchtlinge verbrachten die Nacht in Nickelsdorf, sie wurden von den Hilfsorganisationen verpflegt und versorgt - mehr dazu in Flüchtlinge: Zustrom reißt nicht ab.
„Wir bringen die Leute von hier leider nicht im gewohnten Tempo weg. Es stockt sozusagen“, sagte Polizeisprecher Gerald Pangl. Wann der Bustransport wieder in vollem Umfang aufgenommen werden kann, ist noch nicht absehbar.
ORF/Andreas Herbst
ORF/Andreas Herbst
„Leute beweisen viel Geduld“
Die Stimmung unter den Flüchtlingen in Nickelsdorf sei trotz der extrem angespannten Situation noch eher ruhig. „Die Leute stehen hier einige Stunden in der Schlange, um dann endlich in den Bus zu kommen. Wenn es so ist wie heute - dass wenig Busse gefahren sind -, muss man sagen, dass es sehr diszipliniert abläuft und die Leute viel Geduld beweisen“, so der Polizeisprecher.
ORF/Andreas Herbst
Ungarn kooperiert kaum
Nach wie schwierig sei die Zusammenarbeit mit den ungarischen Behörden. „Wir bekommen nur die Information, wenn ein Sonderzug - so wie es heute war - mit 1.500 Personen kommt. Wir haben keine Information seitens der Ungarn, dass man ein Konzept hätte oder wie die Pläne der Ungarn sind, wie viele Personen dort aufhältig sind, welche Lager geleert, welche geöffnet werden, wie groß der Zustrom ist. Von offizieller Seite haben wir keine Informationen“, so Pangl.
ORF/Andreas Herbst
ORF/Andreas Herbst
Heiligenkreuz: Schwierigkeiten bei Kapazität
Am späten Montagvormittag waren laut Tobias Mindler vom Roten Kreuz Burgenland insgesamt rund 7.000 Menschen alleine in Nickelsdorf zu betreuen. Dazu kommen jene Flüchtlinge, die in Heiligenkreuz im Südburgenland eingetroffen sind. Das Rote Kreuz versorgt unterkühlte und kranke Menschen.
ORF
Erste Busse in Heiligenkreuz
Pro Stunde treffen derzeit zwischen 300 und 500 Flüchtlinge in Heiligenkreuz ein. Um die Mittagszeit kamen dort die ersten Autobusse an. „Die Weiterfahrt hat sich deshalb verzögert, weil die Flüchtlinge an der Grenze angehalten wurden, nicht zu Grenzkontrollen, sondern damit gewährleistet wird, dass sie in dementsprechenden Unterkünften im Bundesgebiet untergebracht werden können“, sagte Polizeisprecher Gerald Koller.
Ziel dieser Busse ist vorerst Graz, wo Kapazitäten zur Versorgung geschaffen wurden. Um die Mittagszeit entspannte sich zwar die Lage in Heiligenkreuz, allerdings werden im Laufe des Montags noch einige tausend Flüchtlinge erwartet.
Gut aufgestellt
Die Einsatzkräfte sind jedenfalls darauf vorbereitet. Personell sei man mittlerweile gut aufgestellt, in Nickelsdorf seien keine freiwilligen Helfer mehr notwendig. Auch mit Sachspenden und Verpflegung sei man gut versorgt, hieß es vom Roten Kreuz.
ORF/Norbert Lehner
Anders schaut die Situation im Südburgenland aus. „Das Problem ist, dass weitere 10.000 Personen im Südburgenland ankommen werden. Wir haben gestern die Informhalle in Oberwart als Betreuungszentrum adaptiert. Trotzdem ist der Süden jetzt nicht ausgerichtet auf eine Kapazität von 10.000 Personen“, so Mindler.
ORF
Im Notquartier in der Informhalle sind derzeit 500 Menschen untergebracht, sie werden dann in Bussen weitertransportiert. In Heiligenkreuz entspannte sich die Lage am Montagnachmittag, 300 Menschen befinden sich den Angaben zufolge noch dort. Bis zum frühen Nachmittag waren in Heiligenkreuz 3.000 Flüchtlinge angekommen.
Nickelsdorf: Versorgung gesichert
In Nickelsdorf sei die Betreuung und Versorgung der ankommenden Flüchtlinge kein großes Problem, hieß es vom Roten Kreuz. „Da machen wir das schon seit einigen Wochen, da sind wir gerüstet dafür. Man wird sehen, wie man diese Menschen weitertransportiert, wo wir sie hinbringen und wie viele kommen“, so der Rot-Kreuz-Sprecher.
Bundesheer hilft an Grenze mit
Mittlerweile steht auch fest, dass das Bundesheer in der Flüchtlingskrise an den Grenzen aushelfen muss. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) kündigte am Montag in einer Pressekonferenz an, dass dem Ersuchen des Innenministeriums um einen Assistenzeinsatz stattgegeben werde - mehr dazu in Flüchtlingskrise: Bundesheer hilft künftig Polizei.
Der Schwerpunkt des Assistenzeinsatzes durch das Bundesheer soll jedenfalls bei der humanitären Hilfe im Inland liegen. Allerdings würden die Soldaten auch an den Grenzen zum Einsatz kommen, wo sie benötigt würden, hieß es.
Warten auf Anordnungen
Was dieser Einsatz des Bundesheeres für die Polizei bedeutet, lasse sich derzeit nicht sagen, so Polizeisprecher Pangl. „Wir haben noch keine Instruktionen, keine neue Order bekommen. Wir verhalten uns so, wie wir es die letzten Stunden getan haben. Ich denke, dass es bald neue Anordnungen geben wird, welche Aufgaben das Bundesheer übernehmen wird und wie wir kooperieren werden.“