Flüchtlingsdrama: Fünfte Festnahme

Nach der Entdeckung von 71 toten Flüchtlingen in einem Lkw im Burgenland wurde am Samstag über vier mutmaßliche Schlepper in Ungarn die U-Haft verhängt worden. Sie bestreiten die Anschuldigungen. Am Sonntag wurde ein fünfter Mann, ein Bulgare, festgenommen.

Gegen den Bulgaren werde wegen Menschenschmuggels ermittelt, hieß es von der ungarischen Polizei. Nähere Details wurden von der Behörde zunächst nicht genannt.

Das Kreisgericht der südungarischen Stadt Kecskemet verhängte schon am Samstagnachmittag gegen drei Bulgaren im Alter von 29, 37 und 50 Jahren sowie einen Afghanen im Alter von 28 Jahren die U-Haft, wie Gerichtspräsident Ferenc Biscskei auf einer Pressekonferenz erklärte. Das Kreisgericht gab dem Antrag auf Untersuchungshaft statt, weil es Flucht-, Verdunkelungs- und Wiederholungsgefahr gegeben sah. Die Verdächtigen legten Berufung gegen ihre Verhaftung ein, sie bestritten die Anschuldigungen, erklärte Bicskei. 

Doskozil: Unterste Ebene des Schlepperrings

Die drei Bulgaren und ein Afghane wurden mit Handschellen gefesselt in den Gerichtssaal in Kecskemet etwa 90 Kilometer südlich von Budapest geführt. Die Staatsanwaltschaft forderte, die Beschuldigten während der Ermittlungen für einen Monat in Untersuchungshaft zu nehmen.

Die Anklage verwies auf die „außergewöhnliche Schwere des Verbrechens“, dem die Flüchtlinge zum Opfer gefallen seien und warf den Männern einen „geschäftsmäßig“ organisierten Menschenhandel vor - mehr dazu in 71 Flüchtlinge im Schlepper-Lkw gestorben. Bei den Männern handle es sich „sicher um die unterste Ebene“, betonte der burgenländische Polizeichef Hans Peter Doskozil am Samstag. Die Verdächtigen bleiben nun bis 29. September in U-Haft.

Schlepper vor Gericht

APA/EPA/SANDOR UJVARI

Die mutmaßlichen Schlepper wurden in Handschellen vorgeführt

Schmidt: Anklage wegen Totschlags in Österreich

Laut Gabor Schmidt, dem Sprecher der Staatsanwaltschaft, war der Lkw mit den Flüchtlingen in Kecskemet gestartet. Er habe dann die Flüchtlinge nahe der südlichen Grenze zu Serbien aufgenommen und war dann weiter nach Österreich gefahren - mehr dazu in Schlepper-Lkw startete in Kecskemet. Die Staatsanwaltschaft werfe den Männern unter anderem Menschenschmuggel und Folter vor. Die Anklage wegen Totschlags werde in Österreich erhoben, sagte Gabor Schmidt, Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Bulgarisch-ungarischer Schlepperring

Der Kühllastwagen mit ungarischem Kennzeichen und dem Logo eines slowakischen Geflügelhändlers war am Donnerstag in einer Pannenbucht an der Ostautobahn (A4) im Bezirk Neusiedl am See entdeckt worden. In dem Fahrzeug wurden 71 Leichen von Kindern, Frauen und Männern gefunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien handelt. Die vier festgenommenen Männer sind nach Einschätzung der Polizei Handlanger eines bulgarisch-ungarischen Schlepperrings.

Links: