Flüchtlinge bei Gleisen: Zugstrecke gesperrt

Die Zugverbindung von Parndorf Richtung Ungarn war Mittwochfrüh wegen eines Polizeieinsatzes gesperrt. Eine größere Gruppe von Flüchtlingen war entlang der Gleise unterwegs. Dieser Aufgriff ist nur einer von vielen.

Mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge, die nach Österreich kommen, reisen mittlerweile über Ungarn ein. Alleine im Bezirk Neusiedl am See werden täglich bis zu 200 Menschen aufgegriffen. Am Mittwoch in der Früh war erneut eine Gruppe von etwa 100 Flüchtlingen entlang der Zugstrecke unterwegs.

Der komplette Zugverkehr rund um Parndorf (Bezirk Neusiedl am See) ist Mittwochfrüh für drei Stunden lang komplett zum Erliegen gekommen. Güter- und Personenzüge nach und aus Ungarn wurden angehalten.

In den frühen Morgenstunden

Meistens spielen sich die Szenen rund um die Flüchtlinge in den frühen Morgenstunden ab. In den ersten Zügen ab 4.30 Uhr sind nämlich keine Schaffner unterwegs. Und das wüssten die Schlepper, daher würden sie diesen Weg per Bahn wählen, um die Flüchtlinge nach Österreich zu bringen, heißt es.

Überlicherweise sollen bis zu 50 Flüchtlinge und zwei bis drei Schlepper in der Früh im Zug von Ungarn kommend in Richtung Wien Hauptbahnhof unterwegs sein. Kommt es dabei zu Anhaltungen durch die Polizei, würden die Flüchtlinge von ihren Schleppern ausgesetzt. Sie setzen dann ihren Weg zu Fuß fort - eben so wie am Mittwochfrüh bei Parndorf.

Keine Weiterfahrt „aus Sicherheitsgründen“

Außerdem kommt es bei Nickelsdorf zu einem Schaffnerwechsel. Der österreichische ÖBB-Bedienstete übernimmt von seinem ungarischen Kollegen. Ist der Zug überfüllt - so wie es derzeit oft der Fall sein dürfte - könne dem Zug die Weiterfahrt nach Österreich aus Sicherheitsgründen untersagt werden, heißt es. Die Flüchtlinge müssen aus dem Zug steigen und machen sich eben zu Fuß in Richtung Wien - oft entlang der Gleise.

Flüchtlinge werden im Raum Nickelsdorf von der Polizei aufgegriffen

APA/Hans Klaus Techt

Flüchtlinge, die von der Polizei aufgegriffen wurden, am Bahnhof in Parndorf

Verbindung über Nickelsdorf nach Wien

Die Polizei sei in den Nachtstunden mit zwölf Streifen unterwegs, sieben davon aus dem Bezirk, fünf aus dem restlichen Burgenland, sagt Polizeisprecher Wolfgang Bachkönig.

Dieser Aufgriff entlang der Gleise ist nur einer von vielen. Die Flüchtlinge nutzen immer mehr diese Verbindung von Bukarest nach Wien über Nickelsdorf. Sie werden in Ungarn von den Schleppern ausgesetzt und nutzen die Zugverbindung, um nach Österreich zu gelangen.

„Innovative Art des Verbrechens“

Das Schleppen per Zug sei eine „innovative Art des Verbrechens“, sagt Helmut Marban von der Landespolizeidirektion Burgenland. „Und da sind der Phantasie auf unserer Gegenüberseite keine Grenzen gesetzt und insoferne sind auch die Herausforderungen an die Polizei so, dass wir diesen neuen Arten mit neuen Strategien begegnen müssen. Dazu gehören auf der einen Seite Begleitung von Zügen, das Kontrollieren in den Zügen, aber auch die Kontrollen auf der Straße sind immens wichtig“, so Marban.

Zurückgelassene Habseligkeiten von Flüchtlingen im Raum Nickelsdorf

APA/Hans Klaus Techt

Zurückgelassene Habseligkeiten von Flüchtlingen im Raum Nickelsdorf

Hohe Belastung für Polizei

Für die Polizei bedeuten diese zahllosen Einsätze jedenfalls eine hohe Belastung. Die Beamten müssen sowohl physisch als auch psychisch an die Grenzen der Belastbarkeit gehen. Besonders wenn Familien mit Kleinkindern aufgegriffen werden, gehe das schon an die Substanz, sagt Bachkönig. Immer wieder werden Flüchtlinge von den Schleppern auf der Ostautobahn einfach ausgesetzt, es kommt dabei zu „prekären Situationen“, schildert Gerhard Braunschmidt, Kriminaldienstreferent für den Bezirk Neusiedl am See.

Katz- und Mausspiel mit Schleppern

Die Bevölkerung sei sensibilisiert. „Wenn auf der Autobahn Flüchtlinge gesichtet werden, gäbe es bei uns minütlich Anrufe“, sagt Braunschmidt. Es sei ein Katz- und Mausspiel mit den Schleppern. „Sie lassen die Menschen an exponierten Stellen austeigen und sind, wenn wir ankommen, längst über alle Berge.“

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