Vermeintlicher Schädling im Weinberg

Fingerdicke, grüne Raupen im Weinberg haben vergangene Woche bei einer Winzerin in Deutschkreutz für Ratlosigkeit gesorgt. Denn auch die Experten der Landwirtschaftskammer wussten zunächst nicht, ob es sich bei dem Tier um einen eingeschleppten Schädling handelt.

Giftgrün, fast so groß wie ein Zeigefinger, mit vier vermeintlichen Augen und einem bedrohlich wirkenden Stachel am Hinterleib: So sieht die Raupe aus, die Pia Pfneisl in ihrem Weinberg entdeckt hat. Ein solches Tier hatte sie auf ihren Rebstöcken davor noch nie gesehen. Jedenfalls wirkte das grüne Tier für sie auf den ersten Blick recht bedrohlich, doch zugleich auch beeindruckend.

Raupe des „Mittleren Weinschwärmers“

Für die Landwirtin war zunächst nicht klar, ob die Raupe eine Gefahr für ihren Wein darstellen würde. Als sie sich an die Landwirtschaftskammer in Eisenstadt wendete, herrschte sogar dort zunächst Ratlosigkeit, ob es sich bei dem Tier um eine eingeschleppte Art (Neozoon) und etwa um einen Schädling handeln würde. Nach einer gründlichen Recherche stellte sich schließlich heraus, dass das Tier eine Raupe des „Mittleren Weinschwärmers“ ist.

Raupe auf Rebstock

Pia Pfneisl

Antwort im Archiv gefunden

Gerhard Steinhofer, Weinbauexperte in der Landwirtschaftskammer Burgenland, fand in keiner neueren Publikation Informationen zum grünen Krabbler, er wurde erst im Archiv der Landwirtschaftskammer fündig: Im Buch „Die Weinbauinsekten der Kulturländer“ aus dem Jahr 1928 wird das Tier näher beschrieben.

„Es handelt sich wohl um einen Gelegenheitsschädling, der momentan vermutlich durch Zufall öfters hier im Burgenland anzutreffen ist“, sagte Steinhofer.

Auszug aus dem Buch "Die Weinbauinsekten in den Kulturländern", Fritz Stellwaag, 1928

Landwirtschaftskammer Burgenland

Auszug aus dem Buch „Die Weinbauinsekten der Kulturländer“, 1928

Raupe war in Ungarn heimisch

Das wärmere Klima könnte laut Steinhofer zudem ein Grund sein, warum die Raupe im Burgenland anzutreffen ist. Auf Wikipedia wird angegeben, dass die Raupe des „Mittleren Weinschwärmers“ in ganz Europa anzutreffen seien, mit Ausnahme des Hohen Nordens.

In dem Buch aus dem Jahr 1928 steht außerdem, dass die Raupe unter anderem auch in Ungarn heimisch sei. Über die Jahre dürfte sie sich also wahrscheinlich den Weg in die burgenländischen Weinberge gebahnt haben und nun eben auch häufiger anzutreffen sein.

Kein Grund zur Sorge

Laut dem Weinbauexperten besteht jedoch kein Grund zur Sorge: „Mit Schäden ist in unseren Breiten nicht zu rechnen“, beruhigte Steinhofer, denn „die Raupe ernährt sich hauptsächlich von Labkräutern und Weidenröschen.“

Auch der Falter, zu dem sich die Raupe entpuppt, sei absolut harmlos und ernähre sich lediglich von Nektar. Der Wein ist also vor sämtlichen Entwicklungsstadien des „Mittleren Weinschwärmers“ sicher.