Die Reaktionen der Spitzenkandidaten

Die Wahl im Burgenland ist geschlagen, und sowohl SPÖ als auch ÖVP müssen große Verluste hinnehmen, FPÖ und Grüne gewinnen. Die Reaktionen der Spitzenkandidaten reichen von herber Enttäuschung bis zu großer Freude.

„Ich hätte mir natürlich die 18 Mandate gewünscht. Das war das Ziel", sagte SPÖ-Spitzenkandidat Landeshauptmann Hans Niessl in einer ersten Reaktion. "Wir haben in den Umfragen 44 Prozent vor einigen Wochen gehabt. Das wären damals 17 gewesen. Und das Ziel war natürlich, dass wir das 18. Mandat erreichen. Das ist uns nicht gelungen. Es sind 16 geworden. Das muss ich so zur Kenntnis nehmen. Und dieses Wahlergebnis ist entsprechend zu analysieren“, so Niessl.

SPÖ-Spitzenkandidat Hans Niessl

APA/Roland Schlager

Ein nachdenklicher Landeshauptmann

Niessl: „Unterschiedliche Gründe“

Die Gründe für das Ergebnis seien unterschiedliche, meinte Niessl. „Den Wahlkampf haben wichtige Themen überschattet, nämlich teilweise die internationale Entwicklung, die steigende Arbeitslosigkeit, der Druck am burgenländischen Arbeitsmarkt, aber auch die Asylfrage, die nicht gelöst wurde. Auf der anderen Seite ist es auch die Bundespolitik, wo die Freiheitlichen zurzeit die Nummer eins in Österreich sind, und das schlägt natürlich auch auf die Bundesländer durch“, so Niessl.

Steindl will weitermachen

„Ich möchte dieses Ergebnis nicht verschönern. Das müssen wir jetzt ganz genau analysieren. Die Wählerin, der Wähler haben gesprochen, das muss man in Demut zur Kenntnis nehmen“, sagte ÖVP-Spitzenkandidat Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Steindl. „Es gibt wahrscheinlich Themen, die wir vielleicht nicht so gezielt getroffen haben, aber das alles gehört jetzt zu einer Analyse. Dieses Ergebnis müssen wir leider Gottes so einfach zur Kenntnis nehmen“, sagte Steindl.

ÖVP-Spitzenkandidat Franz Steindl

APA/Robert Jäger

Auch Landeshauptmann-Stellvertreter Steindl grübelt über das Wahlergebnis

Auf die Frage, es ob es Konsequenzen personeller oder inhaltlicher Natur geben werde, sagte Steindl: „Es geht nicht um Personen, es geht auch nicht um Rücktritte, sondern es geht einfach um eine Analyse. Die werden wir in einer sachlichen, fundierten Art und Weise durchführen und dann die Schlussfolgerungen daraus ziehen. Keine Frage“, so Steindl.

Tschürtz glaubt „zu 90 Prozent“ ans Mitregieren

Er glaube „zu 90 Prozent“, dass man dem Ziel einer Regierungsbeteiligung jetzt näher gekommen sei, sagte der FPÖ-Spitzenkandidat Johann Tschürtz angesichts der sich abzeichnenden Mandatsverdoppelung bei den Blauen Sonntagnachmittag zur APA. „Ich gehe davon aus, dass man erkennt, dass man über die Freiheitliche Partei jetzt nicht hinwegkann“, so Tschürtz.

FPÖ-Spitzenkandidat Hans Tschürtz

APA/Robert Jäger

FPÖ-Obmann Tschürtz jubelt

Man sei „die drittstärkste Partei mit einem unglaublichen Zuspruch. Und sich einfach über den Wählerwillen hinwegzusetzen, glaube ich, wird nicht gut sein“, so der FPÖ-Landeschef. Mit einer Verdoppelung der Mandate habe er „absolut nicht“ gerechnet, sagte Tschürtz: „Ich hätte mir wirklich ehrlicherweise zwölf, 13 Prozent erhofft. 14 wäre der Wahnsinn gewesen. Dass es jetzt 15 Prozent geworden sind, das ist schon wirklich sensationell.“

Petrik: „Grüne sind überall angekommen“

„Wir haben das beste Ergebnis, das wir jemals bei Landtagswahlen eingefahren haben. Das war unser klares Ziel, das haben wir erreicht, sogar überschritten" sagte die Spitzenkandidatin der Grünen, Regina Petrik.

Grüne-Spitzenkandidatin Regina Petrik

APA/Roland Schlager

Eine zufriedene Regina Petrik

„Wir sehen, dass wir bei Frauen punkten, wir sehen, dass viele Junge uns ihre Stimme geben, das heißt, in uns auch die Zukunft ihres Landes sehen. Und wir sehen – und das freut mich sehr –, dass wir auch in sehr kleinen Ortschaften quer durchs Land kräftig zugelegt haben. Und das zeigt, dass die Grünen überall angekommen sind“, sagte Petrik.

LBL holt zweites Mandat

„Ich habe immer ein gutes Gefühl gehabt - bei jeder Wahl, aber bei dieser Wahl ganz besonders, weil die Leute auf uns zugegangen sind, und ich habe gespürt, da kommt etwas. Die Menschen in diesem Land wollen eine Veränderung haben“, sagte LBL-Spitzenkandidat Manfred Kölly.

Manfred Kölly

ORF

Manfred Kölly

Kölly gibt sich mit den zwei Sitzen nun nicht zufrieden, auch er spekuliert auf eine Regierungsbeteiligung. Koalieren wolle er mit jeder Partei, er sei „überall aufgeschlossen“ und „kann mit allen - auch mit den Grünen“. Sollte er einen Regierungssitz bekommen, würde ihm das Wirtschaftsressort - als einer, „der selber aus der Wirtschaft kommt“ - gefallen.

NEOS ortet „Sehnsucht nach Erneuerung“

„Wir wussten, dass es nicht leicht wird im Burgenland. Das ist ein verkrustetes ‚System Niessl‘. Das wussten wir. Es hat nicht gereicht, das stimmt“, so NEOS-Spitzenkandidat Christian Schreiter.

"Aber wenn man schaut, dass SPÖ und ÖVP massiv verloren haben, kann man doch Sehnsucht nach Erneuerung wahrnehmen. Das konnten wir noch nicht holen. Wir haben aber die Zeit genutzt, um die Strukturen sehr gut aufzubauen. Wir bleiben an der Erneuerung dran. Ich glaube, das ist wichtig für dieses Land. Und die Gemeinderatswahlen 2017 können kommen, wir sind bereit“, so Schreiter.

Gemischte Gefühle bei der CPÖ

Er nehme das Ergebnis mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis, sagte der Spitzenkandidat der Christlichen Partei Österreichs (CPÖ), Thomas Graf. „Einerseits bin ich natürlich schon nicht erfreut darüber. Wir hätten gerne, dass die Christliche Partei auch als eine christliche Stimme im Landtag zu vernehmen ist. Für mich persönlich heißt es: Ich kann die Pension jetzt genießen“, so Graf.

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