Im Gespräch: Johann Tschürtz

Turbulent ist es im Politikerleben von FPÖ-Obmann Johann Tschürtz schon oft geworden - zuletzt vor zwei Jahren, als er beim Landesparteitag nur 71,4 Prozent der Stimmen erhielt. Nun sitzt er wieder fest im Sattel, bei der Landtagswahl will er zumindest vier Mandate erreichen.

Obwohl ihn einst die Bewunderung für Jörg Haider in die Politik gebracht hat, war Johann Tschürtz nach der Abspaltung des BZÖ im Jahr 2005 stets auf der Seite der FPÖ und von Heinz Christian Strache. Das hat ihm auch Straches Unterstützung in mehreren Krisen gesichert - 2007, als ihn einer seiner Vorgänger - Wolfgang Rauter - stürzen wollte und auch 2013 nach einer Wahlschlappe beim FPÖ-Parteitag mit anschließender Obmann-Diskussion.

Inzwischen hat der 55jährige das Führungsteam der Partei ausgetauscht und sitzt wieder unangefochten im Sattel. Mit Bundesparteichef Strache ist er persönlich befreundet, auf Urlaub fahren die beiden gemeinsam. Johann Tschürtz ist verheiratet und hat einen Sohn, eine Tochter, sowie drei Enkelkinder. Der gelernte Schlosser absolvierte anschließend die Polizeischule in Wien und arbeitete ab 1981 als Polizist.

Seit Jänner 2005 Landesparteiobmann

1992 gründete er die FPÖ-Ortsgruppe Loipersbach, wurde 1996 FPÖ-Landesgeschäftsführer und sitzt seit 1997 im Landtag. 2002 wurde er Obmann-Stellvertreter, mit dem Abgang von Stefan Salzl zunächst Geschäftsführender Obmann, ehe er im Jänner 2005 dann zum Landesparteiobmann gewählt wurde. Tschürtz positionierte die FPÖ als „Heimat- und Kontrollpartei“.

Johann Tschürtz

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FPÖ will in die Regierung

In der Reihe der Spitzenkandidaten für die Landtagswahl war Mittwochnachmittag Johann Tschürtz von der FPÖ zu Gast im Radio-Studio. Im Gespräch mit Patricia Spieß bekräftigte der Chef der größten Oppositionspartei, dass die Freiheitlichen nach der Wahl in die Regierung wollen.

Nicht nur das schöne Wetter am Mittwoch hob die Stimmung von Johann Tschürtz - auch das Ergebnis einer aktuellen Umfrage, die die SPÖ in Auftrag gegeben hat. Die Umfrage sieht die Freiheitlichen im Aufwind: Zwölf Prozent würden die FPÖ wählen. Bei der vorigen Landtagswahl waren es nur neun. „Schön zu sehen, dass es einen Aufwärtstrend gibt. Ich bin sehr zufrieden, denn der Aufwärtstrend ist erkennbar. Daher bin ich auch zuversichtlich, dass wir in den letzten sechs Wochen noch das eine oder andere Prozent zulegen können“, so Tschürtz.

Johann Tschürtz

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ORF-Reporterin Patricia Spieß im Gespräch mit FPÖ-Landesparteiobmann Johann Tschürtz

Gemeinsame Interessen mit SPÖ und ÖVP

Johann Tschürtz würde seine Partei auch als würdigen Partner einer Koalitionsregierung sehen. Gemeinsame Interessen gebe es sowohl mit der ÖVP als auch mit der SPÖ. „Im Familienbereich bei der ÖVP, im Sicherheitsbereich bei der SPÖ. Es gibt überall Gemeinsamkeiten. Was mir derzeit auffällt ist, dass der Landeshauptmann Niessl und die SPÖ sich auf freiheitlichen Spuren bewegen“, sagte Tschürtz.

Johann Tschürtz meinte „Ja“ zu der Frage, ob er die SPÖ als freiheitliche Kopie sehen würde - ob aus Überzeugung oder aus wahltaktischen Gründen, wisse er nicht. „Auch die letzte Aussage von Landeshauptmann Niessl - Burgenländische Arbeitsplätze für Burgenländer zuerst - das war der Slogan der Freiheitlichen Partei schon bei der letzten Wahl. Das heißt wir liegen eigentlich mit den Themen richtig und die SPÖ wandelt auf unseren Spuren“, sagte Tschürtz.

Eine Koalition mit der ÖVP hätte nach heutigem Stand hingegen keine Mehrheit. Ein dritter Partner müsste her, etwa die Liste Burgenland. Doch der gibt Tschürtz wenig Chancen, wieder in den Landtag einzuziehen.