Unmut über schlechtes Zeugnis für NMS

Die Evaluierung der Neuen Mittelschulen (NMS) sei schlechter dargestellt worden, als sie tatsächlich sei, kritisierte Landesschulratspräsident Heinz Josef Zitz. Er bekam den Bericht am Mittwoch im Detail präsentiert.

Mit Stolz betonte das offizielle Burgenland stets, dass man 2013 als erstes Bundesland die NMS flächendeckend eingeführt habe. Daran hat sich für Landesschulratspräsident Heinz Josef Zitz auch nichts geändert. Die NMS hätten eine „sehr, sehr gute Entwicklung“ genommen, die bisher veröffentlichten Evaluierungsergebnisse seien für ihn daher völlig unverständlich - mehr dazu in Evaluierungsbericht: Schlechtes Zeugnis für Neue Mittelschulen und Trotz schlechter Bilanz: Vereintes Festhalten an NMS.

Martin Ganster und Heinz Josef Zitz studieren den NMS-Bericht

ORF

ORF-Redakteur Martin Ganster und Heinz Josef Zitz diskutieren Bericht

Zitz: Differenziertes Bild je nach Standort

Er habe sich am Mittwoch auch schon über die Berichterstattung geärgert, so Zitz. Die NMS biete österreichweit ein sehr, sehr differenziertes Bild und man müsse schauen, an welchen Standorten man noch Entwicklungsarbeit leisten müsse und an welchen Standorten bereits ausgezeichnete Entwicklungsarbeit geleistet worden sei.

Martin Ganster und Heinz Josef Zitz studieren den NMS-Bericht

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Statistik aus dem NMS-Bericht

Zitz: Verbesserungen nur bei Umsetzung des Konzepts

Zitz erhielt den Evaluierungsbericht am Mittwoch bei einer Konferenz mit Unterrichtsministerin Heinisch-Hosek (SPÖ). Der Bericht zeige deutlich, dass wenn das Konzept der NMS am Schulstandort umgesetzt werde, es zu einer wesentlichen Verbesserung in vielen pädagogischen, inhaltlichen und sozialen Bereichen komme. Wer nur das Türschild tausche, habe diese positiven Ergebnisse nicht in dieser Form. Ressourcen allein würden nichts nutzen.

Niessl reagierte gelassen

Bisher kennen den detaillierten Bericht nur die Mitglieder der Bildungsreform-Arbeitsgruppe, die Dienstagabend getagt hatte und der auch Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) angehört. Wenn man die NMS einführe und nach wenigen Jahren die erste Überprüfung jener Jahrgänge, die damit begonnen haben, mache, dann sei ja klar, dass am Beginn nicht alle Pädagogen die entsprechende Qualifikation, Ausbildung gehabt hätten, so Niessl. Er forderte daher eine verstärkte Aus- und Weiterbildung der Lehrer und mehr Schulautonomie.

Schüler der NMS Markt Allhau

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Die NMS in Markt Allhau gilt als Vorzeigeschule

Hallemann: Markt Allhau als Positivbeispiel

Daniela Hallemann ist Direktorin der NMS in Markt Allhau, die als Vorzeige-Schule gilt. Wenn man eine Reform mache, müsse man sich im Vorhinein über die Ressourcen, Strukturen und Schritte Gedanken machen. Sie glaube, dass man das bei der Einführung der NMS vielleicht etwas verabsäumt habe, so Hallemann.

Sie glaube aber auch, dass der Standort Markt Allhau ein gutes Beispiel dafür sei, wie NMS gelingen könne. Man sei zur zweitgrößten NMS in der Region angewachsen und habe so viele Schüleranmeldungen wie nie zuvor. Das Konzept habe sich in Markt Allhau jedenfalls bewährt, so die Direktorin.

Sagartz: Umsetzung kritikwürdig

ÖVP-Bildungssprecher Christian Sagartz sagte, nicht das Modell Neue Mittelschulen an sich sei kritikwürdig, sondern die Umsetzung. Die SPÖ-Bildungspolitiker müssten die Kritik ernst nehmen.

FPÖ Bildungssprecherin Ilse Benkö forderte, nach der Studie die Notbremse zu ziehen. Sie sei für „starke Hauptschulen und Gymnasien“, wie sie sagte.

Die Grünen sehen sich durch den Bericht bestätigt, sie hätten schon vor Jahren davor gewarnt, dass die Einführung der NMS in eine pädagogische Sackgasse führen würde. Landessprecherin Regina Petrik habe bereits 2012 NMS als „alten Wein in neuen Schläuchen“ bezeichnet.

Für NEOS-Landessprecher Christian Schreiter ist der Bereich ein Zeichen, dass die Neue Mittelschule gescheitert sei. Es herrsche dringender Handlungsbedarf, NEOS fordere eine Bildungswende von unten.

Kritik von FCG-Lehrern

Kritik kommt von der Fraktion Christlicher Gewerkschafter der Allgemeinen Pflichtschullehrerinnen und Pflichtschullehrer. „Dass Landeshauptmann Niessl laut seinen Aussagen nun klar ist, dass die Pädagogen und Pädagoginnen nicht die entsprechende Qualifikation und Ausbildung gehabt hätten, beweist die mangelnde Vorbereitung auf diese neue Schulart“, so der Vorsitzende der FCG-APS Helmut Gaal.

„Für mich ist es daher keine große Überraschung, dass die NMS im Vergleich zur Hauptschule keine deutliche Qualitätssteigerung brachte. Dies aber nun den Lehrern beziehungsweise deren mangelnder Qualifikation in die Schuhe zu schieben, trägt nicht zur Motivation der Pädagoginnen bei“, so Gaal.