Arbeitnehmer immer öfter unter Druck

Wirtschaftskrise und Rekordarbeitslosigkeit bringen auch die Arbeitnehmer im Burgenland unter Druck. Diese Bilanz zogen die Rechtschutz-Experten von AK und ÖGB Burgenland für das Jahr 2014. Insgesamt wurden im Vorjahr 73.266 Beratungen durchgeführt.

Für 4.855 burgenländische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wurden Interventionen, Gerichts- und Insolvenzenvertretungen mit einem Gesamtstreit von 14,7 Millionen Euro durchgeführt - rund 3.000 Euro pro vertretenem Arbeitnehmer. Im Jahr zuvor lag die erstrittene Summe bei elf Millionen Euro, die Zahl der vertretenen Arbeitnehmer ist 2014 im Vergleich zu 2013 gleich geblieben.

Doris Graser-Kern, Alfred Schreiner, Gerhard Michalitsch

ORF

Doris Graser-Kern, Alfred Schreiner, Gerhard Michalitsch

Auffallend sei im Vorjahr gewesen, dass sich die Zahl der Kündigungsanfechtungen verdoppelt habe, berichtete AK-Arbeitsrechtsexpertin Doris Graser-Kern. „Das ist ein weiterer Indikator dafür, dass viele Unternehmer bei Kündigungen skrupellos vorgehen.“

Ausländische Arbeitnehmer bekommen oft weniger

Beim ÖGB-Rechtsschutz erfolgt ein großer Teil im Zuge der ungarischsprachigen Rechtsberatung des IGR-Zukunft im Grenzraum, einem EU-Projekt des ÖGB Burgenland, bei dem ungarische Arbeitnehmer, die im Burgenland tätig sind, über ihre Rechte aufgeklärt werden. „Im Zuge dieser Rechtsberatung bemerken wir immer wieder, dass für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei ihren Beschäftigten aus Ungarn ganz oft ein anderes Arbeitsrecht zu gelten scheint“, sagte ÖGB-Landessekretär Gerhard Michalitsch. Vollzeit arbeiten und Teilzeit angemeldet sein oder eine Sonderzahlung - all das zähle zu den „üblichen“ Verstößen, mit denen ungarische Arbeitnehmer im Burgenland oft konfrontiert seien. Das aktuelle Projekt wird im heurigen März auslaufen. Der ÖGB sei jedoch bemüht, eine Lösung zu finden, die Beratung weiterlaufen zu lassen.

Mehr Personal gefordert

Die Arbeiterkammer Burgenland fordert mehr Personal, um Lohn- und Sozialdumping zu verhindern. Das Bekämpfungsgesetz bringe in der Praxis nur wenig Verbesserung. „Was nützt ein Gesetz, wenn die Einhaltung seiner Bestimmungen nicht ausreichend kontrolliert wird, weil die zuständigen Behörden personell unterbesetzt sind“, meinte AK-Präsident Alfred Schreiner.