Therapie & Gespräch: Hilfe bei Trauer

Allerseelen ist für viele Menschen ein Tag, der alte Wunden aufreißt. „Trauer ist Arbeit“ sagt auch die Psychotherapie. Aber es gibt Hilfe für Menschen, die trauern. Psychotherapeuten und Trauergruppen helfen im Umgang mit dem Tod.

Trauer braucht Zeit. Oft nehmen sich heute Betroffene in der schnelllebigen Zeit nicht genügend Zeit zum Trauern. Betroffene würden oft in Geschäftigkeit übergehen - zum Beispiel die Organisation des Begräbnisses - kämen dann zum Leichenschmaus und hätten das Begräbnis aber noch gar nicht verarbeitet, sagt der Obmann des Burgenländischen Landesverbandes für Psychotherapie, Martin Sellner aus Pinkafeld.

„In Wahrheit hätte der Leichenschmaus der Abschluss der Trauerarbeit sein sollen. Früher gab es die Trauerweiber. Die haben drei Tage vor dem Grab des Verstorbenen getrauert. Da konnten Familie, Verwandte, Freunde und Bekannte kommen und mittrauern. Und mit der Beerdigung hat man beendet, dass man getrauert hat, dass der Verstorbene weg ist. Und mit dem Leichenschmaus hat mehr oder minder die Freude begonnen, dass er da war“, erklärt der Psychotherapeut.

Hinweis

Psychotherapeuten die sich speziell mit der Tauerarbeit befassen, finden Sie auf der Homepage des Burgenländischen Landesverbandes für Psychotherapie.

Trauer als Prozess

Trauernde stehen oft so im Bann des Geschehenen, dass sie ihren Tränen keinen freien Lauf lassen können. Der Prozess des Trauerns brauche einfach Raum, so der Experte. So dürfe man die Trauer nicht als Status sehen, sondern eher als Prozess.

„Am Anfang steht das ‚Nicht-Wahrhaben-Wollen‘. Danach kommen Zorn, Wut und Ärger, gefolgt von dem Gefühl ‚Wie könnte ich es denn anders sehen? Wo könnte ich mir Hilfe holen?‘. Dann kommt der Fall in eine depressive Phase. Und wenn der Trauerprozess weitergeht und zu einem guten Ende kommt, kommt wieder etwas, was Freude macht und uns hinausbegleitet aus dieser Trauer“, so Martin Sellner.

Hilfe durch Therapie

Die Psychotherapie kann helfen, den Prozess wieder in Schwung zu bringen, wenn Betroffene über diese Trauerphasen nicht hinwegkommen. „Zuerst sollte ich mich im Freundeskreis aussprechen, meine Seele entleeren. Wenn das nicht gelingt und der Prozess immer noch stockt, ist es angezeigt, zum Psychotheraupten zu gehen.“

Auch sei es wichtig, sich wieder der Freude zuzuwenden, so Sellner. Auch wenn es schwerfalle - wegen des schlechten Gewissens oder Schamgefühl anderen Menschen gegenüber. „Es gilt, nicht so sehr auf die anderen zu schauen, sondern auf sich. Und wenn ein schlechtes Gewissen da ist, ist vielleicht mit der Beziehung mit dem Verstorbenen etwas passiert, das ich noch ausgleichen möchte. Und da ist es dann hilfreich, mit einem Psychotherapeuten darüber zu reden“, empfiehlt Martin Sellner.

Auch Rotes Kreuz bietet Hilfe an

Auch das Rote Kreuz bietet im Burgenland Hilfe für Trauernde an. In Frauenkirchen zum Beispiel trifft sich immer am letzten Mitwoch im Monat eine Trauergruppe, um gemeinsam den Prozess der Trauerarbeit zu durchlaufen. Treffpunkt ist jeweils um 17.30 Uhr in der Rettungsstelle Frauenkirchen.