1. Weltkrieg: Tausende starben in Lagern

Während des Ersten Weltkrieges blieb das heutige Burgenland von Kampfhandlungen verschont. Doch das Sterben stand auf der Tagesordnung: In mehreren Kriegsgefangenenlager waren 90.000 Menschen aus Serbien, Bosnien, Gallizien, Russland und Italien inhaftiert.

Die größten Lager befanden sich in Neckenmarkt, Neusiedl am See und Frauenkirchen. Der Lagerfriedhof und zwei Gassenbezeichnungen sind alles, was heute noch an das ehemalige Lager in Frauenkirchen erinnert. Auf mehreren Tausend Quadratmetern waren die Gefangenen untergebracht.

Friedhof des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Frauenkirchen

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Friedhof des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers in Frauenkirchen

Lager nicht auf Tausende Insassen ausgerichtet

Der Historiker Herbert Brettl sammelte für sein neues Buch „Sie leben nicht mehr der Gegenwart, sondern der Zukunft zuliebe“ neue Erkenntnisse zur großteils unbekannten Geschichte des Lagers. Es wurde im September 1914 gebaut. Bis zum Dezember 1914 waren dort schon 10.000 Menschen untergebracht. Das seien viel zu viele gewesen, man sei nicht darauf ausgerichtet gewesen, so Brettl. In den Hochzeiten waren bis zu 30.000 Menschen in Frauenkirchen untergebracht.

Foto vom  dem Kriegsgefangenenlager im ersten Weltkrieg

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Foto vom Gefangenenlager

Zigtausende starben

Die Lagerleitung sei auf die Zahl der Insassen und auf die hygienischen Zustände schlecht vorbereitet gewesen, so der Historiker. In Summe seien in Frauenkirchen zwischen 4.000 und 6.000 Menschen umgekommen, in Neckenmarkt seien es wahrscheinlich eben so viele gewesen und auch in Neusiedl habe es Flecktyphus gegeben. Allein im ersten Winter habe es 10.000 bis 15.000 Todesfälle gegeben.

Sterbebücher

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Totenbücher der Lager Neckenmarkt und Neusiedl

Ganze Familien in Gefangenenlagern

Die Totenbücher der Lager Neckenmarkt und Neusiedl im Landesarchiv dokumentieren das ganze Ausmaß des Sterbens. Ein Beispiel: Ein Mädchen aus Bosnien starb 1915 im Lager - im Alter von zwei Monaten. Doch wie kamen Säuglinge, Kinder, Jugendliche, Frauen und Greise ins Kriegsgefangenenlager? Leute, denen man nicht vertraute und die man der Spionage verdächtigte, wurden deportiert, so Brettl. Das könne man beinahe als ethnische Säuberungen bezeichnen.

Foto vom  dem Kriegsgefangenenlager im ersten Weltkrieg

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Foto vom Gefangenenlager

Sehr viele ehemalige Offiziere und Beamten seien mit ihren ganzen Familien in die Lager verschleppt worden, sagte der Historiker. Für diese Menschen galten aber - im Gegensatz zu den Kriegsgefangenen - keine rechtlichen Bestimmungen. Frauenkirchen ist heute Gedenkstätte. Dort findet am 2. November die offizielle Feier zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg statt.

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