Festakt an Grenze erinnert an 1989

Ein Festakt in St. Margarethen (Bezirk Eisenstadt Umgebung) erinnerte an den August 1989. Damals waren mehr als 600 DDR-Bürger ins Burgenland geflüchtet. Ehemalige Flüchtlinge, Helfer und zahlreiche Politiker nahmen am Festakt teil.

Ehemalige DDR-Bürger, denen die Flucht gelungen ist, und Menschen aus St. Margarethen, die den Ostdeutschen bei dieser Fucht vor 25 Jahren geholfen haben, kamen an den geschichtsträchtigen Ort wenige Meter nach der österreichisch-ungarischen Grenze bei St. Margarethen.

Niessl: „Revolution ohne Blutvergießen“

Landeshauptmann Hans Niessl war damals Bürgermeister der Stadtgemeinde Frauenkirchen. Er erinnerte sich: „Die Gemeinden waren bereit, Menschen aufzunehmen. Menschen, die auf der Flucht sind, die verfolgt werden, die dem Tod entrinnen wollen. Aber es war eigentlich ein Glück und es war sehr, sehr positiv, dass es kein Blutvergießen gegeben hat. Revolution ohne Blutvergießen - das ist eigentlich einzigartig“, so der Landeshauptmann.

Festakt in St. Margarethen

ORF

Zahlreiche Politiker und Gäste feiern das Jubiläum an der Grenze

Festakt in St. Margarethen

ORF

Ex-Flüchtlinge, DDR-Bürger und Politiker nehmen am Festakt teil

Steindl: „Veränderung für Europa und Burgenland“

Für Landeshauptmannstellvertreter Franz Steindl (ÖVP), der auch Präsident des Europaforums ist, habe sich mit dem 19. August 1989 Europa und damit auch das Burgenland verändert.

„Der Eiserne Vorhang ist gefallen und wir haben jetzt die Möglichkeit gehabt, uns nach allen Seiten zu entwickeln. Und das Burgenland hat die Chance genützt. Und wenn man mit Jugendlichen heute spricht, wissen die natürlich von einem Eisernen Vorhang nichts. Das war damals eine Todeszone“, so Steindl.

Kopf: „Tor zur Freiheit in Europa“

Wie man heute wisse, sei aus einer harmlosen Veranstaltung - dem Paneuropäischen Picknick - die größte Fluchtbewegung aus der DDR geworden, sagte der zweite Nationalratspräsident Karlheinz Kopf beim Fest an der Grenze bei St. Margarethen. Kopf spricht vom „Tor zur Freiheit in Europa“.

Europa-Radweg „Iron Curtain Trail“ eröffnet

Im Zuge der 25-Jahr-Feierlichkeiten wurde am Dienstagvormittag der burgenländische Teil des Europa-Radweges „Eiserner Vorhang“ der sogenannte „Iron Curtain Trail“ offiziell eröffnet. Initator dieses Radesweges entlang der Grenze der ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten ist der deutsche Grün-Abgeordnete im Europäischen Parlament, Michael Cramer.

„Der ist 10.000 Kilometer lang, geht durch 20 Länder, von denen heute 15 Mitgliedsstaaten der EU sind. Und wenn ich Ihnen das vor 25 Jahren gesagt hätte, hätten Sie gesagt ‚Der Typ, der spinnt. Der ist reif für die Klapse.‘ Und dieser Radweg ist ein Projekt, das das alles miteinander verbindet“, sagte Cramer.

Festakt in St. Margarethen

ORF

Der Radweg „Iron Curtain Trail“ wurde offiziell eröffnet

Festakt in St. Margarethen

ORF

Das Fest an der Grenze dauert noch den ganzen Dienstag

„Es war beeindruckend“

Auch einige Flüchtlinge von damals nahmen am Festakt teil - etwa Walter Sobel. Er hat es am Nachmittag des 19. August 1989 mit seiner Familie über die Grenze bei St. Margarethen geschafft. Sie kehrten am Dienstag an den Ort des Geschehens zurück. Die Erinnerungen der Familie aus Kamen bei Dortmund sitzen auch nach 25 Jahren tief.

„Als wir hierher gekommen sind, standen die Leute Spalier. Wir sind dort durchgegangen, es war schon sehr beeindruckend. Die Leute haben uns mit offenen Armen in Österreich empfangen und waren sehr hilfsbereit. Das war schon ganz toll“, erinnerte sich Walter Sobel.

„Wir haben sie einfach mitgenommen“

Marianne Barilich aus St. Margarethen war eine von vielen, die damals geholfen haben. Sie hat nicht lange überlegt und ein junges Ehepaar aus der DDR kurzerhand zu Hause aufgenommen, erzählte sie beim Fest an der Grenze.

„Die Frau und das Mädchen haben geweint, weil die anderen schon alle mit den Bussen weg waren. Wir haben sie mitgenommen und bei uns schlafen lassen. Und wir haben sie mitgenommen auf die Weinkost. Und am nächsten Tag haben wir sie in Eisenstadt in den Bus gesetzt, dann sind sie nach Wien gefahren. Wir haben Adressen ausgetauscht, aber sie haben sich bis heute nicht gemeldet“, erzählte Marianne Barilich.

Trabis und Fotos erinnern an Flucht

Das Fest an der Grenze bei St. Margarethen dauerte noch bis zum Abend. Auf ungarischer Seite waren neben einer großen Tribüne mehrere Festzelte aufgebaut. Fotos der damaligen Grenzbefestigungen waren aufgestellt, einige Trabis, die von den Flüchtenden aus der DDR damals in großer Zahl in Ungarn zurückgelassenen wurden, erinnerten an die Flucht vor 25 Jahren. Für den Nachmittag war Ungarns Minister-Präsident Victor Orban angekündigt.

Links: