Die vergessenen Opfer des ersten Weltkriegs
Gleich links vom Haupteingang befindet sich auf dem Kittseer Friedhof die Grabstätte mit den Überresten jener Soldaten, die während des Ersten Weltkriegs im hiesigen Lazarett von Kittsee verstorben sind. „Aus allen Kriegsschauplätzen sind Verwundete hierher gekommen“, erzählt Irmgard Jurkovich, ehemalige Direktorin der Hauptschule. „Das waren damals Angehörige der österreichisch-ungarischen Armee. Es waren keine Kriegsgegner, die hier gepflegt wurden“, sagt Historiker Herbert Brettl.
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Aus den Totenscheinen, den sogenannten Fußzetteln, geht hervor, dass die jungen Männer überwiegend an Lungentuberkulose verstorben sind. „In Köszeg gab es das größte Militärspital. Dort wurden auch die kriegsgefangenen Offiziere hingebracht. Die waren restlos überfüllt. Man musste also andere Bereiche schaffen. Deswegen hat man das batthyanische Privatspitel hergenommen“, so Brettl.
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Das im Jahr 1902 eingeweihte Spital des berühmten Arztes Ladislaus Batthyany-Strattmann diente während des 1. Weltkriegs als Lazarett. Der erst vor wenigen Jahren selig gesprochene Arzt der Armen selbst soll die Verwundeten behandelt haben.
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Alte Dokumente nach Kanalgebrechen gefunden
Bis vor wenigen Jahren waren die letzten Hinweise auf das Sterben in Kittsee in den Jahren 1914 bis 1918 im Gemeindeamt verschollen. Im Zuge der Aufräumarbeiten nach einem Kanalgebrechen kamen sie ans Tageslicht. „Auf einmal sagte meine Kollegin ‚Da schau her. Das ist interessant.‘ Sie fand einen Zettel. Dann haben wir den gesamten Stoß gefunden“, erzählt Irmgard Jurkovich.
500 der weltweit 17 Millionen Toten des 1. Weltkriegs haben hier in Kittsee ihre letzte Ruhestätte. 100 Jahre nach dem Großen Krieg ist alles, was an sie erinnert, eine Sammlung von Fußzetteln und diese steinernen Kreuze auf dem Friedhof.
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