Gedenken an Hans Sylvester in Dachau

Vor 75 Jahren wurde LH Hans Sylvester im KZ Dachau ermordet. Dort wurde nun eine Gedenktafel für den umstrittenen Politiker enthüllt. Er vertrat den totalitären Ständestaat, war aber auch eines der ersten politischen Opfer des Naziterrors.

Etwa 60 Personen aus dem Burgenland, darunter auch die Tochter des 1939 ermordeten Landeshauptmannes, nahmen an der Gedenkfeier in Dachau bei München am Sonntagnachmittag teil.

Gedenkstätte KZ Dachau

ORF/Günter Welz

Ehemaliges Konzentrationslager Dachau

Eine Gedenktafel im ehemaligen Konzentrationslager soll an Hans Sylvester erinnern.

Landeshauptmann im Ständestaat

Sylvester wurde 1897 in Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See) geboren. Nach seinem Studium an der BOKU startete er auch seine politische Karriere, zunächst bei den Deutschnationalen, später bei der Christlich Sozialen Partei.

Es war die Zeit, in der die Parteien bewaffnete Verbände unterhalten und aufeinander hetzen. Der politische Kampf wurde auf der Straße ausgetragen, im Februar 1934 kam es zum Bürgerkrieg. Die Parteien werden verboten. Die christlich Soziale Vaterländische Front führte einen totalitären Ständestaat.

Hans Sylvester

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Umstrittener Politiker

Sylvester, Landesleiter der Vaterländischen Front, wurde von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß zum Landeshauptmann ernannt und nicht durch eine freie, demokratische Wahl legitimiert, erzählt Historiker Gerald Schlag.

Hans Sylvester

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„Hans Sylvester ist in der Geschichte sehr umstritten, einerseits als Vertreter des Austrofaschismus und als Landeshauptmann, der mitverantwortlich war für die Ereignisse 1933 und 1934, wo eben die parlamentarische Demokratie und letztendlich dann die Demokratie zu Ende war. Andererseits hat er gegen den Nationalsozialismus gekämpft und ist dann im März 1938 ins KZ Dachau gekommen, wo er umgekommen ist“, so Schlag.

Hans Sylvester

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Sylvester stirbt in Dachau nach schweren Misshandlungen völlig entkräftet am 19. Jänner 1939. Er wird nach Nickelsdorf überstellt und dort begraben.

Steindl: „Zurückblicken und lernen“

Bei der Gedenkveranstaltung gehe es nicht um Heldenverehrung, sagt ÖVP-Landesparteiobmann Franz Steindl. „Für uns ist es wichtig, dass wir eine Möglichkeit haben, in die Geschichte zurückzublicken und zu lernen, nämlich, dass gerade wir uns in einem freien Land bewegen können“, so Steindl.

Gedenkstätte KZ Dachau

ORF/Günter Welz

Das ehemalige Konzentrationslager Dachau

Der ÖVP-Klub organisiert regelmäßig Gedenkfeiern für Sylvester, hat eine umfassende Publikation herausgegeben und war auch federführend an der jetzigen Anbringung der Gedenktafel in Dachau.

Gedenkfeier für Hans Sylvester

ÖVP Landtagsklub

Der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten Karl Freller, die ÖVP-Delegation mit Leopoldine Zehndorfer, der Tochter von Hans Sylvester