Der Gas-Boss als Millionär

Wer ist Rudolf Simandl? Er machte in der Wirtschaft eine steile Karriere: Nach der Wirtschaftsuni arbeitete er bei Wüstenrot, wo er Landesdirektor wurde. In den 1990ern folgte der Sprung zur BEGAS - zuerst als Aufsichtsrat, später als Vorstand.

1995 wurde der SPÖ-nahe Rudolf Simandl BEGAS-Direktor. Er folgte auf Hans Lukits. Die BEGAS wurde größer und erfolgreicher, was viele dem kaufmännischen Direktor zuschrieben. Simandl trat selbstbewusst auf und schätzte Eigenständigkeit: Von einer Fusion BEWAG-BEGAS hielt er damals gar nichts.

Rudolf Simandl und Hans Lukits

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Rudolf Simandl und Hans Lukits im Jahr 1995

2001 kaufte Simandl die Putenfirma Glatter in Pöttelsdorf. Der hochbezahlte BEGAS-Manager wurde Unternehmer. Zur Branche hatte er einen familiären Bezug, sein Bruder war Putenmäster in Kukmirn. 2003 machte die Putenfirma groß auf sich aufmerksam, indem Simandl den längsten Putenrollbraten der Welt erzeugen ließ.

Als BEGAS-Direktor setzte Simandl verstärkt auf Alternativenergie. In Heiligenkreuz im Bezirk Jennersdorf wurde ein Biomassekraftwerk gebaut. Aus der geplanten Müllverbrennungsanlage in Heiligenkreuz wurde hingegen nichts. Trotzdem galt Simandl bis zum Auffliegen des Skandals als erfolgreicher Manager. Die BEGAS führte er mit starker Hand und sehr autoritär. Er zog alle wichtigen Entscheidungen an sich. Möglicherweise ein Grund, warum so lange niemand von seinen nun aufgeflogenen Aktivitäten etwas gemerkt hatte. Noch bei der Hauptversammlung Ende März 2012 wurde der Vorstand entlastet. Wenige Tage später ließ sich Simandl beurlauben - das war der Anfang vom Ende seiner Karriere.

Vor einem Jahr flog alles auf

Am 3. April 2012 stellte eine Gartengestaltungsfirma der BEGAS 5.700 Euro in Rechnung. Eine BEGAS-Mitarbeiterin wurde misstrauisch, weil die Grünflächen der BEGAS recht überschaubar sind. Tatsächlich wurden die Arbeiten im Garten des Hauses von Rudolf Simandl in Stegersbach durchgeführt. Die Mitarbeiterin schlug Alarm.

Simandls Garten in Stechergsbach

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Simandls Garten in Stegersbach

Am 13. April 2012 gab es in der BEGAS eine Krisensitzung. Die Aufsichtsratsvorsitzenden sprachen noch vorsichtig von Ungereimtheiten, die zu hinterfragen seien. Simandl wurde trotzdem noch im April des Vorjahres entlassen. Der Vorwurf: Er und andere BEGAS-Mitarbeiter sollen systematisch Steuern hinterzogen haben und zwar durch Privatanschaffungen auf Firmenkosten. Im Juni des Vorjahres wurde auch der technische Direktor Reinhard Schweifer entlassen. Er war von der BEGAS in die BEWAG gewechselt.

Klaus Mezgolits und Rudolf Simandl

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BEGAS-Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Mezgolits und Rudolf Simandl

Ende Juli wurden bei einer Aufsichtsratssitzung weitere Vorwürfe gegen Simandl bekannt. Er soll ungerechtfertigt Kilometergeld und Spesen bezogen haben. Allein für Bewirtungen soll er knapp 42.000 Euro an Spesen in Rechnung gestellt haben und das bei einem Einkommen von bis zu 480.000 Euro pro Jahr.

Millionen in Liechtenstein gebunkert

Im Oktober platzte eine weitere Bombe. Laut dem Nachrichtenmagazin „News“ soll Simandl zehn Millionen Euro nicht versteuert haben. Er soll bis zu 14 Millionen Euro auf Konten in Liechtenstein haben. Woher das Geld stammt, ist bis heute unklar. Simandl sagte dazu gegenüber dem ORF Burgenland, dass er Gold erfolgreich veranlagt habe.

Vor einigen Wochen wurde es ganz eng für Rudolf Simandl. Die Tiroler Baufirma Ortner, die für die BEGAS Biomasse-Anlagen gebaut hatte, überwies 2,6 Millionen Euro an die Energie Burgenland, mit der Begründung sie hätte Simandl hohe Bargeldbeträge übergeben und sei nicht sicher, ob das Geld ordnungsgemäß verwendet wurde.

Schaden in Höhe von 4,5 Millionen Euro

Am 3. April 2013, exakt ein Jahr nachdem die dubiose Gartenrechnung in der BEGAS eingelangt war, wurde Rudolf Simandl verhaftet. Er ist in Untersuchungshaft, psychisch angeschlagen und kann nicht vernommen werden. Der von ihm verursachte Schaden wird von der Korruptionsstaatsanwaltschaft mit 4,5 Millionen Euro beziffert. 2,8 Millionen Euro will die Energie Burgenland von ihm zurück haben - mehr dazu in Energie Burgenland klagt Simandl auf 2,8 Mio. Bei der Kriminalpolizei ermitteln in dem Fall mittlerweile sieben Wirtschaftspolizisten. Simandl hat bis jetzt alle Vorwürfe zurückgewiesen, es gilt die Unschuldsvermutung.