Die Geschichte einer Rettung
Das Burgenländische Geschichte(n)haus, ein ambitioniertes kleines Museum auf dem Dorfplatz in Bildein (Bezirk Güssing), widmet sich seit zehn Jahren der regionalen Geschichte und persönlichen Erinnerungen an das Leben an der Grenze. In diesen Rahmen passen auch jene Ereignisse, die sich in einem Haus in Deutsch Ehrensdorf in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs abspielten.
Jüdische Zwangsarbeiter versteckt
Gisela Legath und ihre halbwüchsigen Kinder Martin und Frieda hatten auf ihrem Heuboden zwei flüchtende jüdische Zwangsarbeiter versteckt und sie so vor dem Todesmarsch nach Mauthausen gerettet.
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Berührt von Rettung
„Sie werden leben“, so hat Renate Schönfeldinger auch ihr Buch genannt, in dem sie die beispiellose Rettung in ihren historischen Zusammenhang bettet.
„Berührt hat mich die Haltung der Familie Legath, dass sie in einer Zeit, wo man ja gewohnt war, wegzusehen, ganz bewusst hingeschaut hat, dass sie aktiv geworden sind und diese beiden Männer, die sie ja überhaupt nicht gekannt haben, einfach selbstlos in ihr Haus aufgenommen haben. Es war ihnen bewusst, dass Strafe darauf steht - und sie haben es trotzdem gemacht. Und ich denke mir, allein das ist es wert, es aufzuzeigen“, sagte die Historikerin.
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Mit Orden ausgezeichnet
Einer der Geretteten, Giora Karny, ist nach dem Krieg nach Israel ausgewandert. Die Spur seines Flüchtlingskollegen verliert sich. Zur Familie Legath in Deutsch Ehrensdorf hat Karny, der Bildhauer wurde, in den 1990er Jahren Kontakt aufgenommen.
Und er hat auch erreicht, dass Frieda und Martin 1995 mit dem israelischen Yad-Vashem-Orden ausgezeichnet wurden. Mutter Gisela war da schon gestorben.
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Andenken durch Ausstellung
Heute sind bis auf den hochbetagt in New York lebenden Martin Legath alle unmittelbar Beteiligten tot. Renate Schönfeldingers Buch und die Ausstellung in Bildein halten ihr Andenken hoch.
„Was mich an der Zeitgeschichte so fasziniert, ist, dass durch diese Form der ‚Oral History‘ die Möglichkeit gegeben ist, Menschen, die nur noch als Daten, als Nummern bekannt waren, durch die Zeitgeschichtsforschung ihre Namen, ihre Geschichten wiederzugeben“, so Schönfeldinger.
Das Burgenländische Geschichte(n)haus in Bildein ist bis 30. Oktober an Wochenenden und Feiertagen geöffnet.