Schlepper mit Navi-Problemen vor Gericht

Ein 22-jähriger Serbe wurde von einem Schöffensenat in Eisenstadt am Dienstag zu 18 Monaten Haft verurteilt, zwölf davon bedingt. Der Angeklagte wurde im vergangenen November bei Schachendorf (Bez. Oberwart) festgenommen.

Der Angeklagte war in einem Konvoi mit insgesamt drei Fahrzeugen unterwegs, in denen sich je vier illegale Grenzgänger befanden. Der 22-Jährige war in Serbien für einen Fuhrlohn von 300 Euro angeworben worden. Außerdem bekam er Geld für die Autobahnvignette und zum Tanken. Für die Schleppung wurden Fahrzeuge gemietet, als Kommunikationsmittel dienten Wertkartenhandys.

Angeklagter bekennt sich schuldig

„Im Auto wurde ein Navi eingebaut, in dem die Schlepperroute bereits eingegeben war“, so Staatsanwältin Beatrix Resatz. Die Schleppung sei vom Drahtzieher, gegen den gesondert ermittelt wird, „perfekt organisiert“ gewesen. Der 22-Jährige suchte keine Ausflüchte: „Ja, ich weiß, wegen Menschenschmuggel bin ich hier angeklagt. Ich bekenne mich schuldig“, erklärte er vor dem Schöffensenat (Vorsitz: Vizepräsident Alfred Ellinger). Es sei seine erste Fahrt gewesen, er habe auch keine weitere geplant.

Trostlose finanzielle Situation

Der gelernte Autoelektriker schilderte seine trostlose finanzielle Situation: Er sei arbeitslos, die Eltern hätten kein Geld. Mit dem Lohn für die Fahrt habe er den Schulbesuch seines jüngeren Bruders finanzieren wollen.

Schlepper verlor Orientierung

Von Szeged aus brach der Schlepper-Konvoi in Richtung Österreich auf. Bei Schachendorf fielen Polizisten im Kreuzungsbereich der B63 und der B56 drei ungarische Autos auf, die mehrere Personen aussteigen ließen. „Ich habe daraufhin die Fahndung ausgelöst“, schilderte ein Beamter. Beobachtungen zufolge handelte es sich um einen grünen, einen blauen und einen beigefarbenen Pkw. Kurz darauf sah der Polizist am Straßenrand einen grünen Wagen stehen, in dem der Angeklagte saß: „Er hatte eine Kappe auf und hantierte mit dem Navi“.

Er hat nicht lange gezögert und gesagt. Ja, er hat damit zu tun", erzählte der Chefinspektor. Die Fahrer der anderen beiden Autos seien entwischt: „Die ersten zwei konnten ihre Illegalen schnell aus dem Fahrzeug lassen und die sind dann sofort wieder weg gewesen.“ Der 22-Jährige dürfte die Orientierung verloren und deshalb angehalten haben.

Schuldspruch

Das Gericht sprach den Angeklagten schuldig. Von den sechs Monaten, die er absitzen muss, wurde die seit der Festnahme verbüßte Vorhaft abgezogen. Sein umfassendes und reumütiges Geständnis und die bisherige Unbescholtenheit wurden als mildernd gewertet, so dass die Strafe - bei einem Rahmen von ein bis zehn Jahren - im unteren Bereich verhängt wurde. Das Urteil ist rechtskräftig - der Beschuldigte und die Staatsanwältin verzichteten auf Rechtsmittel.