Die Schwangerschaft - eine sensible Zeit

Die Schwangerschaft ist eine besonders sensible Zeit, in der werdende Mütter alles tun, was dem Kind gut tut. Miriam Wiegele rät, welche komplementärmedizinische Methoden im Problemfall anzuwenden sind.

Pflanzliche Heilmittel sind populär und gelten vielfach als ungefährlich und nebenwirkungsfrei. Daher greifen werdende Mütter besonders gern zu Kräutertees in der Meinung, sich und ihrem Kind damit nur nutzen zu können. Heilpflanzen enthalten aber vielfältige Wirkstoffe und nicht alle sind förderlich zur Unterstützung einer Schwangerschaft.

Welche Kräuter sind zu meiden?

Vor allem aromatische Kräuter, die sehr viele ätherische Öle enthalten sind stark durchblutungsanregend und das kann manchmal auch negative Folgen bringen. Leider fehlt es vielfach an der Kenntnis, welche Kräuter vor allem während der ersten drei Monat der Schwangerschaft vermieden werden sollten.

Dazu zählen: Wermut, Beifuß, Schafgarbe, Bärentraube, Wacholder, Eisenkraut und vor allem auch alle aromatischen Kräuter wie Dost, Rosmarin und Salbei. Diese Kräuter sollte man daher in Teeanwendung meiden. Auch Petersil, Liebstöckel und Sellerieblätter zählen dazu, da sie in Teeform stark harntreibend wirken, weil sie den Urogenitalbereich stark durchbluten.

Kräuter zum Würzen

Auf Kräuter zum Würzen muss man während der Schwangerschaft nicht verzichten, im Gegenteil, in dieser Form sind sie sehr zu empfehlen. Wichtig ist dabei, dass man die Kräuter mitkochen lässt, da dabei ihr Gehalt an ätherischen Ölen stark reduziert wird. So sollten im ersten Trimenon (1. bis 3. Monat) nicht zu viele frische Petersil, Sellerie- oder Liebstöckelblätter auf die Suppe gegeben werden. Allerdings ist es sehr sinnvoll, auf ihren Genuss nicht zu verzichten und sie in einem täglichen Gemüsesüppchen mitkochen zu lassen, um ihren Mineralstoffreichtum, vor allem aber den hohen Eisengehalt zu nutzen.

Empfehlenswerte Kräutertees für die Schwangerschaft

Der Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) wurde von den alten Kräuterkundigen aufgrund seiner eigenartigen Fältelung schon immer als Schutzmantel für die Frau angesehen. Den silbernen Tautropfen im Grund des Blattes sah man als Sinnbild des weiblichen Geburtsschoßes. Der Frauenmantel ist daher die beste Begleitpflanze für die Schwangerschaft, Geburt und das Wochenbett.

Das konnte sogar durch klinische Untersuchungen bestätigt werden, die zeigen, dass der Frauenmantel eine regulierende Wirkung auf die Gelbkörperhormonbildung, also eine gestagene Wirkung hat, was sich auch schwangerschaftserhaltend auswirken kann. Das bedeutet, dass Frauenmanteltee in den ersten Monaten der Schwangerschaft in Dosen von 1 bis 2 Tassen täglich sehr positiv auswirken kann. Da Frauenmantel aber auch Gerbstoffe enthält, die stopfend wirken können, sollte man im späteren Verlauf der Schwangerschaft erst wieder drei Wochen vor der Entbindung den Tee regelmäßig trinken.

Bei Problemschwangerschaften kann man allerdings den Frauenmantel auch als Alchemilla Urtinktur regelmäßig einsetzen (3mal tgl 5 Tropfen) . Als durstlöschende und gesundheitsfördernde Tees währende der Schwangerschaft können dagegen Kräuter wie die Melisse (Melissa officinalis), Hagebutten und andere Früchtetees und immer wieder Schachtelhalm, der auf grund seines hohen Kieselsäuregehaltes bindegewebsstärkend wirkt, empfohlen werden. Schachtelhalmtee muss, um ihn optimal nutzen zu können, gekocht werden: 1 TL mit ¼ l kaltem Wasser hinstellen und ca. 10 Minuten kochen lassen. In größeren Zubereitungen kann man ihn sinnvoller weise auch als Badezusatz nutzen

Eisenspiegel auffüllen

Schon in der Frühschwangerschaft sollte der erhöhte Eisenbedarf ausgeglichen werden. Das kann man sehr einfach durch ein tägliches Gläschen von Brennnesselsaft , der möglichst aus Frühlingsbrennnesseln hergestellt werden sollte. Brennnesseltee bringt diese Wirkung kaum.

Alle dunkelgrünen Gemüsearten wie Kohl, Brokkoli, Spinat, Mangold und Salate sind eisenreich. Kennen Sie die Geschichte vom Rapunzel noch? Eine Frau, die mit einem Mädchen schwanger war, erblickte in dem von einer hohen Mauer umgebenen Nachbargarten, der einer mächtigen Zauberin gehörte, Rapunzelpflanzen. Sie bekam unbändige Lust darauf und ihr Mann musste ihr das Salatkraut, das wir Vogerlsalat nennen, stehlen gehen. Den Rest sollten werdende Mütter unbedingt nachlesen, um ihren Töchtern dann das Märchen erzählen zu können.

Säfte aus Wildfrüchten wie Sanddorn sind nicht nur eisenreich, sondern bringen auch die Vitalkraft dieser „wilden“ Früchte und sollten daher während der Schwangerschaft regelmäßig getrunken werden. Nicht zu vergessen- die eisenreichen Gewürzkräuter wie Petersilie, Sellerieblätter und Liebstöckel regelmäßig in Suppen verkochen.

Wichtig: Ausreichende Kalzium-Zufuhr

Ganz wichtig ist vor allem im Frühstadium der Schwangerschaft eine ausreichende Kalzium- Zufuhr. Auch hier sind es die dunkelgrünen Gemüse wie die Kohlegewächse und Salate , dazu Hülsenfrüchte, Nüsse und natürlich Milchprodukte, die für eine ausreichende Zufuhr sorgen. Zur besseren Aufnahme und Verarbeitung der Kalziumzufuhr könnten anthroposophische Präparate wie der „Aufbaukalk“ führen, der auf Basis homöopathisch potenzierter Inhaltsstoffe den Knochenstoffwechsel günstig beeinflusst.

Wichtig ist auch, auf eine ausreichende Jodzufuhr zu achten, um Schilddrüsenerkrankungen des neugeborenen vorzubeugen. Zwei bis drei mal wöchentlich Fisch wie Kabeljau, Schellfisch oder Lachs sollten am Teller landen, aber auch so oft wie möglich frische Brunnenkresse im Salat.

Vitamine zuführen

Die Folsäure zählt zu den B- Vitaminen und ist unentbehrlich in der Entwicklung des Embryos in der Frühschwangerschaft. Mangel kann zu Spina-bifida- Erkrankungen (im Volksmund „offener Rücken“) führen. Dieses Vitamin findet sich ebenfalls in allen dunkelgrünen Gemüsearten, Champignons, Fenchel, Spargel und Nüssen.
Der Vitamin- C- Bedarf ist ebenfalls erhöht, sollte aber durch frisch gepresste Obst- und Gemüsesäfte leicht gedeckt werden können.

Der morgendlichen Übelkeit vorbeugen

Übelkeit ist oft das erste Anzeichen einer Schwangerschaft. Wenn aber diese Übelkeit zum Problem wird, helfen Pfefferminze (Mentha x piperita), Melisse (Meliisa officinalis) oder Ingwer (Zingiber officinalis) in Form von Tee sehr gut. Falls die Schwangerschaft unbewusst abgelehnt wird, könnte frau auch an Bachblüten denken: Walnut zum neuen Beginn, Cerato, um sich klar zu werden, dass man zu diesem Kind steht, Aspen, um unbewusste Ängste zu beruhigen und Olive, um das Wagnis, ein Kind in sich wachsen zu lassen, körperlich und geistig zu bewältigen.

Das zweite Trimenon (4. bis 6. Monat)

Nun ist es an der Zeit, die Nieren zu stärken und die Venen zu kräftigen. Beides schafft regelmäßiges Trinken von Goldrutentee (Solidago virgaurea). Tee aus Brennesselblättern (Urtica dioica) mobilisiert die Flüssigkeit im Gewebe und hilft somit, Wasseransammlungen in den Beinen vorzubeugen ohne die Nieren zu belasten. Mehr als eine Tasse pro Tag sollte aber nicht davon getrunken werden.

Nicht vergessen, regelmäßig Schachtelhalmtee zu trinken, um das Gewebe von innen zu stärken! Wichtig ist aber nun in dieser Zeit, die sich ständig dehnende Bauchwand zu stärken und den Bauch vor Schwangerschaftsstreifen zu schützen. Häufig wird dafür die Anwendung von ätherischen Ölen empfohlen. Davor sollte aber abgeraten werden. Schließlich können Duftmoleküle über die Plazenta direkt auf den Embryo einwirken und es ist kaum erforscht, wie sich das auf die frühkindliche Gehirnentwicklung auswirken könnte. Ätherische Öle können daher nur zur Anwendung in der Duftlampe angeraten werden, um ihre Wirkung auf die seelische Stimmung zu nutzen.

Zur Stärkung des Gewebes der Bauchhaut sollte man dagegen eine regelmäßig Pflege nur mit Mandelöl anraten. Bei Bindegewebsschwäche wäre es empfehlenswert, in der Apotheke eine Salbe auf der Basis einer Frauenmantel- und Gänseblümchenessenz herstellen zu lassen. Frauenmantel stärkt nicht nur durch seine hormonelle Wirkung, sondern auch durch seine straffenden Gerbstoffe die Haut. Das Gänseblümchen, das die wöchentliche Tortur des Rasenmähens unbeschadet übersteht, hilft auch, die Tortur der ständigen Dehnung der Bauchhaut ohne Gewebsrisse in Form von Streifen zu überstehen.

Frauenmantel

ORF/M. Wiegele

Frauenmantel

Das dritte Trimenon ( 7. bis 9. Monat)

Es wird nun an der Zeit, etwas für die Verdauung zu tun. Das heranwachsende Kind fordert zunehmend Raum und so kommt es häufig zur Verstopfung in der Spätschwangerschaft. Achtung: alle Abführtees enthalten Kräuter wie Sennesblätter, Aloe, Faulbaumrinde oder Rhabarber und sind gefährlich, da sie zu Kontraktionen der Gebärmutter führen können. Zur Behebung der Verstopfung ist daher nur die Verwendung von Leinsamen zu empfehlen- geschrotet, aber nicht eingeweicht.

Leinsamen quellen im Darm auf Grund ihrer Schleimstoffe und der Darmbrei „rutscht“ schneller in Richtung Ausgang aufgrund der fetten Öle in den Leinsamen. Hilfreich ist auch die Einnahme von Mariendisteltee (Siliybum marianum), der nicht nur die Leber stärkt, sondern auch dazu führt, dass der Stuhl weicher wird.

Anis, Fenchel und Kümmel sind nicht nur bewährte Tees zur Milchbildungsanregung. Man kann einen Mischtee schon vor der Geburt regelmäßig trinken, da er nicht nur blähungswidrig wirkt, sondern auch in dieser Schwangerschaftsphase eine vorteilhafte hormonelle Wirkung bringen kann. Spätestens drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin sollte frau wieder Frauenmanteltee zur Stärkung der Gebärmutter und vor allem auch Himbeerblättertee trinken.

Sendungshinweis

„Radio Burgenland Vormittag“, 5.5.2015

Dieser Tee ist zwar wissenschaftlich kaum untersucht, doch alte Hebammenerfahrungen lassen vermuten, dass die Himbeere, die wie der Frauenmantel zu den Rosengewächsen, die man in der Signaturlehre als Venuspflanzen betrachtet, ähnliche hormonelle Wirkungen hat. Erfahrungsgemäß hat sich gezeigt, dass Himbeerblättertee hilft, den Muttermund elastischer zu werden, so dass er bestens vorbereitet wird, sich im Geburtsakt für das kommende Kind ausreichend zu dehnen