ÖVP Bgld. verteidigt 12-Stunden-Arbeitstag

Die ÖVP Burgenland verteidigt weiterhin den Plan der Bundesregierung, die erlaubte Maximalarbeitszeit auszuweiten. Bis zu zwölf Stunden am Tag und sechzig Stunden pro Woche arbeiten zu können, habe nur Vorteile, heißt es.

Die ÖVP und Bundeskanzler Sebastian Kurz lösen mit dem 12-Stunden-Tag ein Wahlversprechen ein, sagt Landesgeschäftsführer Christoph Wolf. Nicht nur die Unternehmen, sondern auch deren Mitarbeiter hätten durch die neue Regelung ausschließlich Vorteile.

„Beispielsweise ein Montagearbeiter aus dem Burgenland, der österreichweit zu arbeiten hat: nach zehn Stunden musste er ins Hotel gehen und dort seine Zeit verplempern. Nun kann er zwei Stunden dranhängen, kann am Donnerstagabend bereits zu seiner Familie fahren, hat ein verlängertes Wochenende und profitiert im Endeffekt davon“, so Wolf.

Entwurf: Chefs können Mitarbeiter zwingen

Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass Chefs ihre Mitarbeiter - von Ausnahmen abgesehen - zum längeren Arbeiten zwingen können. Auf die Frage, warum die Bundesregierung nicht auf Freiwilligkeit setzt, antwortet ÖVP-Landesparteiobmann Thomas Steiner: „Wenn der Arbeitnehmer sich alles aussuchen könnte, dann wäre es schwierig. Genauso ist es nicht gut, wenn sich der Arbeitgeber alles aussuchen kann. Also es gibt Regeln im Arbeitsrecht, die von beiden Seiten einzuhalten sind.“

Beispiel: Firma Mareto in Parndorf

Außerdem gebe es im Burgenland schon Beispiele, wo der 12-Stunden-Tag ausgezeichnet funktioniere, etwa bei der Firma Mareto in Parndorf. Das ist möglich, weil dort der Betriebsrat zustimmte. In Zukunft hat der Betriebsrat hier nichts mehr mitzureden - was so auch besser sei, so Wolf: „Wenn man die Firma Mareto hernimmt, wissen wir, dass es extrem aufwändig war zu dieser Betriebsvereinbarung zu kommen. Andere große Unternehmen, die im 3-Schicht-Betrieb arbeiten, würden sich diese Regelung auch wünschen, haben sie aber nicht bekommen.“

Die Landes-ÖVP kündigte neuerlich an, im Herbst ein großes Zukunftsprogramm für das Burgenland präsentieren zu wollen. Unter dem Titel „Bereit für die Zukunft“ werden Lösungen und Ideen entwickelt. Mehr als 170 Persönlichkeiten brachten sich bei dem Programm bereits ein.

SPÖ: „Anschlag auf Gesundheit der Menschen“

Die ÖVP mache sich „lächerlich, wenn sie den 12-Stunden-Tag bzw. die 60-Stunden-Woche noch immer als Verbesserung verkaufen will“, sagt dazu PÖ-Landesgeschäftsführer Christian Dax. Es handle sich viel mehr um „Lohnraub und um einen Anschlag auf die Lebensqualität und Gesundheit der Arbeitnehmer“, so Dax.

ÖGB fordert Entschuldigung von Wolf

„Wir fordern vom ÖVP-Landesgeschäftsführer eine Entschuldigung für diese Entgleisung der Sonderklasse“, betont ÖGB-Landessekretär Andreas Rotpuller. „Neben - den von Wolf genannten - Montagearbeitern gibt es im Burgenland auch viele PendlerInnen, die nach einem 12-Stunden-Arbeitstag noch bis zu zwei Stunden im Auto sitzen, um nachhause zu kommen. Sie werden künftig weder Zeit für die Familie noch für Vereine haben. Aber das scheint der ÖVP egal zu sein“, so Rotpuller in einer Aussendung.